silentcreek
Themenersteller
Hallo allerseits,
heute schreibe ich ein bisschen* über meine Erfahrungen mit dem X-Rite Colormunki Display Kalibriergerät (und -software).
*Anm.: Ok, es ist vielleicht etwas mehr als "ein bisschen"
1. Vorbemerkungen
Da ich zwei Monitore verwende (einen Eizo S1931 und einen fast baugleichen S1921) kam mit der Zeit der Wunsch nach einem Kalibriergerät auf, weil die beiden Displays zwar ein sehr ähnliches Bild, aber eben nicht exakt gleiches Bild (soweit das technisch überhaupt möglich ist) zeigten.
Ich selbst würde mich als Einsteiger im Thema Farbmanagement betrachten - und damit wohl der Zielgruppe des Colormunki Display entsprechen. Ich habe mich natürlich vorab in das Thema eingelesen und auch verschiedene Produkte verglichen. Wichtig war mir ein anorganischer Farbfilter (alterungsbeständig) und natürlich die Möglichkeit, mehr als ein Display zu kalibrieren. Die Wahl fiel auf den Colormunki Display, weil er dem Datacolor Spyder 4 Pro (wohl der stärkste direkte Konkurrent des Colormunki) u.a. die automatische Umgebungslichtanpassung voraus hat, auch Projektoren kalibrieren kann und zudem recht günstig ist.
Noch eine Bemerkung zur Terminologie: Der Einfachheit halber, differenziere ich nicht zwischen den Vorgängen Kalibrierung und Profilierung. Die Software des Colormunki macht natürlich beides in einem Durchlauf. Wenn ich also von Kalibrierung spreche, meine ich eigentlich beide Vorgänge.
Zum verwendeten System: Die Kalibrierung erfolgte bei mir unter Windows 7 (64bit). Ich erwähne das, weil Windows 7 eine eigene Farbverwaltung mitbringt und sich damit ein Teil meiner Erfahrungen womöglich nicht auf Windowx XP übertragen lassen. Ferner werden die beiden Monitore mit der prozessorintegrierten Grafik Intel HD3000 und aktuellen Treibern (Stand: Mai 2012) betrieben.
2. Das Produkt und die Kalibrierung
Zum Produkt selbst werde ich nicht viele Worte verlieren. Die technischen Daten kann jeder selbst beim Hersteller einsehen und mit Konkurrenzprodukten vergleichen. Zu den mir wichtigen Merkmalen und den Unterschieden im Vergleich zum Spyder 4 Pro habe ich ja in den Vorbemerkungen etwas gesagt.
Der Colormunki kommt in einer Schachtel mit CD und knapper Kurzanleitung. Das Kabel des Colormunki dürfte ruhig länger sein. Vom PC zu meinem ersten monitor hat es noch gereicht, für den zweiten Monitor war es schon zu kurz, so dass ich ein Verlängerungskabel verwenden musste (hatte zum Glück auch eins da). Die CD habe ich gleich links liegen lassen und stattdessen die aktuellste Version der Software von der Herstellerseite heruntergeladen. Beim Installieren der Software habe ich mich an die Anweisungen in der Kurzanleitung gehalten.
Nach erfolgter Installation, kann man direkt mit dem Kalibrieren beginnen. Die Software selbst wirkt sehr aufgeräumt und einsteigerfreundlich. Beispielweise kann man sich an verschiedenen Stellen Videos herunterladen, die bestimmte Funktionen näher erläutern. Man kann sich für eine automatisch geführte Kalibrierung entscheiden, oder einen erweiterten Modus, indem man mehr manuelle Einstellungsmöglichkeiten hat.
Die Kalibrierung eines Monitors dauert etwas mehr als 5 Minuten. Zwei Geräte sind in knapp 15 Minuten kalibriert. Es gibt durchaus Geräte, die das schneller können (z.b. der teurere, “große Bruder” X-Rite i1 Display Pro). Aber da ich nicht vorhabe, die Kalibrierung öfter als 1x pro Monat durchzuführen, stört mich das nicht.
Das Ergebnis der Kalibrierung ist sehr gut - unerwartete Überraschungen gab es nicht. An dieser Stelle sei angemerkt, dass ich natürlich kein Equipment habe, die Farbrichtigkeit der Kalibrierung bzw. Profile zu messen. Aber wenn man beispielsweise Vergelichstests von Fachmagazinen glauben schenken darf, dann kann man davon ausgehen, dass die Profilqualität sich nicht hinter der teurerer Geräte verstecken muss, sondern der Unterschied mehr in den Einstellungsmöglichkeiten der Software, der Geschwindigkeit, usw. zu suchen ist. (Vgl. auch http://www.testberichte.de/d/read-swf/301647.html) Zudem gibt es natürlich immer noch das eigene Auge als Maßstab und so enttäuscht das Ergebnis auch nicht, wenn man es beispielsweise mit Drucken eigener Fotos vergleicht. Und letztlich ist der visuelle Eindruck der, auf den es mir ankam. Es ging mir weniger um technische Perfektion, sondern einfach darum, dass ich mich mehr auf das verlassen kann, was ich sehe - und zwar auf beiden Monitoren gleich. Und ich kann an dieser Stelle schon sagen, dass dies bei meinen Monitoren zu 98% der Fall ist und ich sehr zufrieden bin. Gefühlt würde ich sagen, dass die Ähnlichkeit der Darstellung der Monitore vor der Kalibrierung vielleicht bei 90% lag, also schon recht gut, und nun - nach der Kalibrierung - eben fast perfekt.
An dieser Stelle noch ein Wort zu zwei besonderen Funktionen der Software:
Zum einen bietet die Software die Option, Reflexionen bei der Kalibrierung zu berücksichtigen (FlareCorrect). Diese ist standardmäßig nicht aktiv und ich habe sie selbst auch deaktiviert gelassen. Ein Test ergab bei mir eine leicht unterschiedliche Bildwiedergabe auf beiden Monitoren, wenn ich die Option bei der Kalibrierung aktiviert habe. Daher nutze ich diese Funktion nicht.
Zum anderen bietet die Software eine Funktion zur automatischen Anpassung der Kalibrierung an das Umgebungslicht (SmartControl für Umgebungslicht). Diese Funktion nutze ich sehr gerne, auch wenn ich weiß, dass man sich über den Sinn oder Unsinn einer solchen Funktion streiten kann (darauf möchte ich in diesem Thread nicht eingehen). Es ist sicher auch schwer empirisch zu beurteilen, wie korrekt oder wie effektiv die Funktion arbeitet: Ich kann aber zumindest sagen, dass nichts Negatives feststellen konnte. Der Bildeindruck entspricht für mich am hellen Mittag dem, was ich auch am dunklen Abend auf dem Monitor sehe - ohne das Gefühl, dass die Helligkeit des Displays zu einer bestimmten Tageszeit zu hell oder zu dunkel wäre. Für mich arbeitet die Funktion daher wie sie soll.
Allerdings ist die Software hier nicht ganz logisch: Aktiviert man die Umgebungslichtüberwachung, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt die Software, die Kalibrierung selbstständig in bestimmten Intervallen aktualisieren (so nutze ich es), oder man lässt sich nur eine Warnung einblenden, dass sich das Umgebungslicht geändert hat und kann die Aktualisierung der Kalibrierung dann manuell anstoßen. Wählt man letzere Option, so erscheint im Falle einer Umgebungslichtänderung ein Tooltip rechts untem auf dem Bildschirm, mit dem Hinweis, dass sich das Umgebungslicht geändert hat und man auf das Tooltip klicken soll, um die Kalibrierung zu aktualisieren.
Wenn man aber stattdessen Colormunki die Anpassung an das Umgebungslicht automatisch durchführen lässt, erscheint genau das gleiche Tooltip. Der eingeblendete Hinweis, dass man auf das Tooltip klicken soll, um die Kalibrierung zu aktualisieren, ist dann aber überflüssig und verwirrend. Denn die Kalibrierung wird automatisch aktualisiert - egal, ob man darauf klickt oder nicht. Sprich, an dieser Stelle würde ein Hinweis folgender Art genügen: “Das Umgebungslicht hat sich geändert. Die Kalibrierung wird nun automatisch angepasst.”
3. Die erste Hürde
Leider ist die Software nicht so einsteigerfreundlich wie sie scheint und stellt die Nutzer vor eine ernste und unnötige Hürde. Wie gesagt, arbeite im mit zwei Monitoren und kaufte das Gerät, damit ich auf beiden Monitoren tatsächlich das Gleiche sehe. Folglich war die Kalibrierung beider Monitore dann auch das, was ich zuerst probierte. Dabei stoß ich auf das Problem, dass der visuelle Unterschied zwischen beiden nach der Kalibrierung größer war als vor der Kalibrierung. Da musste also etwas faul sein und ich kam dem Problem auch schnell auf die Spur. Nach der Kalibrierung des zweiten Monitors wurde das Profil des ersten Monitors nicht wieder geladen. (Das konnte ich leicht sehen, wenn ich die Monitore in unterschiedlicher Reihenfolge kalibrierte.) Es war also immer nur das Profil des zuletzt geladenen Monitors aktiv. Nach weiterem Forschen kam ich dann darauf, die Windows-Farbverwaltung zu bemühen und fand dort eine Option zum Neu laden der aktuellen Kalibrierungen. Dann waren tatsächlich beide Profile aktiv.
Ich habe den Support kontaktiert, wie das denn sein könne, dass die Software nach der Kalibrierung der zweiten Gerätes nicht beide Kalibrierungen aktiviert und nur das Profil des zuletzt kalibrierten Geräts aktiv ist. Der Support von X-Rite ist flott. Gleich am nächsten Tag bekam ich die Antwort, dass man in der Windows-Farbverwaltung zuerst noch ein Häkchen bei “Windows-Bildschirmkalibrierung verwenden” setzen muss, damit Colormunki korrekt arbeitet. Dieses Häkchen ist standardmäßig nicht gesetzt und die Colormunki-Software könne einem das nicht abnehmen.
Ich muss sagen, dass dies völlig unverständlich für mich ist. Wenn die Software ohne Setzen des Häkchens nicht korrekt arbeitet, so darf man meiner Meinung erwarten, dass das zumindest im Handbuch bzw. der Kurzanleitung steht. Aber stattdessen wird dieses Wissen vom Nutzer einfach vorausgesetzt. Das ist schon mehr als nervig, bei einem Produkt, dass sich an Einsteiger richtet. Der Nutzer verliert einfach unnötig Zeit, weil er sich unnötig auf Fehlersuche begeben muss.
Im Übrigen meinte der Support-Mitarbeiter, tatsächlich, dass man dieses Wissen vom Nutzer erwarten könne. Denn schließlich würden einem Photoshop und Co. ja auch nicht die Grundkenntnisse der Fotografie abnehemen. Ich habe dem Support mitgeteilt, dass es wohl das Mindeste wäre, dass man so etwas ins Handbuch schreibt. Und auch, dass der Vergleich vorn und hinten nicht stimmt. Zum einen erwartet Photoshop nicht stillschweigend, dass der Nutzer erst Änderungen in der Systemsteuerung vornimmt, damit man es überhaupt sinnvoll nutzen kann. Zum anderen kann man das Aktivieren der Windows-Farbverwaltung auch nicht als Grundkenntnis in Sachen Farbmanagement betrachten. Schließlich gibt es andere Kalibrierungssoftware, die widerum ihre eigenen Profilloader mitbringen und bei denen man auf die Windows-Farbverwaltung zum Laden der Profile verzichtet.
Darüber hinaus, stimmt auch die Aussage nicht, dass die Software dem Nutzer den Schritt zur Aktivierung der Farbverwaltung grundsätzlich nicht abnehmen könne. Mittlerweile weiß ich beispielsweise, dass die Opensource-Software DisplayGUI dies beispielsweise kann (Man wird bei der Installation gefragt, ob ma die Windows-Farbverwaltung oder den DisplayGUI-Profilloader verwenden möchte. Wählt man Ersteres, wird diese vom Installer aktiviert.)
Nunja, wenn man das aber einmal weiß, verrichtet Colormunki wunderbar seinen Dienst.
4. Die zweite Hürde
Für die zweite Hürde ist Colormunki nicht verantwortlich. Das sei an dieser Stelle klar gesagt! Dennoch sei dieses Problem hier der Vollständigkeit halber erwähnt.
Wie eingangs erwähnt, nutze ich die integrierte Grafik Intel HD3000 meines Intel Core i5-Prozessors. Nach der Kalibrierung der Monitore und Überwindung der “ersten Hürde” stellte ich noch ein anderes Problem fest. Beispielweise wurden die Kalibrierung immer wieder zurückgesetzt, wenn sich ein Windows-Benutzerkontensteuerungs-Dialog (UAC) öffnete. Nach einigem Suchen im Internet, fand ich heraus, dass der Treiber meiner Intel-Grafik dafür verantwortlich ist. Der Treiber der Intel Grafik führt im Hintergrund automatisch eine die Software "igfxpers.exe" aus. Dieses setzt die Displayprofile z.b. jedes Mal nach dem Aufwachen aus dem Ruhezustand oder eben bei einem Benutzerkontensteuerungsdialog zurück. Abhilfe schafft, das Entfernen der Software aus dem Autostart von Windows. Die Intel-Grafik und der Treiber arbeiten dann weiterhin einwandfrei, nur werden eben die Farbprofile dann tatsächlich von windows verwaltet und nicht immer wieder von der Intel-Software überschrieben.
Wie gesagt, dafür kann X-Rite bzw. die Colormunki-Software natürlich nichts - wehalb ich es auch nicht in meine abschließende Bewertung mit einfließen lasse. Dennoch sei angemerkt, dass laut der Zeitschrift c’t dieses Problem nicht nur in Verbindung mit Intel-Treibern auftreten kann und nicht ganz unbekannt ist. Daher - so die c’t - hätten einige Kalibrierungsprogramme auch Routinen, die die Profile in bestimmten Zeitintervallen neu laden. Das könnte man also komfortabler lösen. Aber, wenn man das Problem und seine Lösung als Nutzer der Intel-Grafik einmal kennt, ist das auch kein Problem mehr.
5. Fazit
Der Colormunki macht, was er soll. Und dies auch sehr gut. Von dem Ergebnis der Kalibrierung bin ich sehr angetan - wie gesagt, meine beiden Displays sind nun beinahe perfekt identisch.
Was mich hingegen sehr stört, ist die undokumentierte Voraussetzung zur Nutzung der Software (s. “3. Die erste Hürde”). Denn damit wird die ansonsten sehr einsteigerfreundliche Software ihrer Zielgruppe nicht gerecht. Das Kabel dürfte auch länger sein, aber das ist eine Kleinigkeit.
Immerhin ist der Herstellersupport sehr flott und hat mir auch versichert, dass meine Kritik und Vorschläge, an die entsprechende Abteilung weitergeleitet würden.
Wenn ich dem Produkt Punkte oder Sterne auf einer Skala von 1-5 geben müsste, dann würde ich dem Colormunki 3,5 Sterne geben. Aufgrund seines Preis-leistungs-Verhältnisses hätte er zwar durchaus 5 Sterne verdient. Aber solange man als Kunde erst mal Stunden mit der Fehlersuche für eine Kleinigkeit, die man ohne weiteres in die Software oder zumindest die Installationsanleitung integrieren könnte, verbringen muss, ist das Gerät meiner Meinung nach einfach nicht mehr einsteigerfreundlich.
Schöne Grüße,
Timo
heute schreibe ich ein bisschen* über meine Erfahrungen mit dem X-Rite Colormunki Display Kalibriergerät (und -software).
*Anm.: Ok, es ist vielleicht etwas mehr als "ein bisschen"
1. Vorbemerkungen
Da ich zwei Monitore verwende (einen Eizo S1931 und einen fast baugleichen S1921) kam mit der Zeit der Wunsch nach einem Kalibriergerät auf, weil die beiden Displays zwar ein sehr ähnliches Bild, aber eben nicht exakt gleiches Bild (soweit das technisch überhaupt möglich ist) zeigten.
Ich selbst würde mich als Einsteiger im Thema Farbmanagement betrachten - und damit wohl der Zielgruppe des Colormunki Display entsprechen. Ich habe mich natürlich vorab in das Thema eingelesen und auch verschiedene Produkte verglichen. Wichtig war mir ein anorganischer Farbfilter (alterungsbeständig) und natürlich die Möglichkeit, mehr als ein Display zu kalibrieren. Die Wahl fiel auf den Colormunki Display, weil er dem Datacolor Spyder 4 Pro (wohl der stärkste direkte Konkurrent des Colormunki) u.a. die automatische Umgebungslichtanpassung voraus hat, auch Projektoren kalibrieren kann und zudem recht günstig ist.
Noch eine Bemerkung zur Terminologie: Der Einfachheit halber, differenziere ich nicht zwischen den Vorgängen Kalibrierung und Profilierung. Die Software des Colormunki macht natürlich beides in einem Durchlauf. Wenn ich also von Kalibrierung spreche, meine ich eigentlich beide Vorgänge.
Zum verwendeten System: Die Kalibrierung erfolgte bei mir unter Windows 7 (64bit). Ich erwähne das, weil Windows 7 eine eigene Farbverwaltung mitbringt und sich damit ein Teil meiner Erfahrungen womöglich nicht auf Windowx XP übertragen lassen. Ferner werden die beiden Monitore mit der prozessorintegrierten Grafik Intel HD3000 und aktuellen Treibern (Stand: Mai 2012) betrieben.
2. Das Produkt und die Kalibrierung
Zum Produkt selbst werde ich nicht viele Worte verlieren. Die technischen Daten kann jeder selbst beim Hersteller einsehen und mit Konkurrenzprodukten vergleichen. Zu den mir wichtigen Merkmalen und den Unterschieden im Vergleich zum Spyder 4 Pro habe ich ja in den Vorbemerkungen etwas gesagt.
Der Colormunki kommt in einer Schachtel mit CD und knapper Kurzanleitung. Das Kabel des Colormunki dürfte ruhig länger sein. Vom PC zu meinem ersten monitor hat es noch gereicht, für den zweiten Monitor war es schon zu kurz, so dass ich ein Verlängerungskabel verwenden musste (hatte zum Glück auch eins da). Die CD habe ich gleich links liegen lassen und stattdessen die aktuellste Version der Software von der Herstellerseite heruntergeladen. Beim Installieren der Software habe ich mich an die Anweisungen in der Kurzanleitung gehalten.
Nach erfolgter Installation, kann man direkt mit dem Kalibrieren beginnen. Die Software selbst wirkt sehr aufgeräumt und einsteigerfreundlich. Beispielweise kann man sich an verschiedenen Stellen Videos herunterladen, die bestimmte Funktionen näher erläutern. Man kann sich für eine automatisch geführte Kalibrierung entscheiden, oder einen erweiterten Modus, indem man mehr manuelle Einstellungsmöglichkeiten hat.
Die Kalibrierung eines Monitors dauert etwas mehr als 5 Minuten. Zwei Geräte sind in knapp 15 Minuten kalibriert. Es gibt durchaus Geräte, die das schneller können (z.b. der teurere, “große Bruder” X-Rite i1 Display Pro). Aber da ich nicht vorhabe, die Kalibrierung öfter als 1x pro Monat durchzuführen, stört mich das nicht.
Das Ergebnis der Kalibrierung ist sehr gut - unerwartete Überraschungen gab es nicht. An dieser Stelle sei angemerkt, dass ich natürlich kein Equipment habe, die Farbrichtigkeit der Kalibrierung bzw. Profile zu messen. Aber wenn man beispielsweise Vergelichstests von Fachmagazinen glauben schenken darf, dann kann man davon ausgehen, dass die Profilqualität sich nicht hinter der teurerer Geräte verstecken muss, sondern der Unterschied mehr in den Einstellungsmöglichkeiten der Software, der Geschwindigkeit, usw. zu suchen ist. (Vgl. auch http://www.testberichte.de/d/read-swf/301647.html) Zudem gibt es natürlich immer noch das eigene Auge als Maßstab und so enttäuscht das Ergebnis auch nicht, wenn man es beispielsweise mit Drucken eigener Fotos vergleicht. Und letztlich ist der visuelle Eindruck der, auf den es mir ankam. Es ging mir weniger um technische Perfektion, sondern einfach darum, dass ich mich mehr auf das verlassen kann, was ich sehe - und zwar auf beiden Monitoren gleich. Und ich kann an dieser Stelle schon sagen, dass dies bei meinen Monitoren zu 98% der Fall ist und ich sehr zufrieden bin. Gefühlt würde ich sagen, dass die Ähnlichkeit der Darstellung der Monitore vor der Kalibrierung vielleicht bei 90% lag, also schon recht gut, und nun - nach der Kalibrierung - eben fast perfekt.
An dieser Stelle noch ein Wort zu zwei besonderen Funktionen der Software:
Zum einen bietet die Software die Option, Reflexionen bei der Kalibrierung zu berücksichtigen (FlareCorrect). Diese ist standardmäßig nicht aktiv und ich habe sie selbst auch deaktiviert gelassen. Ein Test ergab bei mir eine leicht unterschiedliche Bildwiedergabe auf beiden Monitoren, wenn ich die Option bei der Kalibrierung aktiviert habe. Daher nutze ich diese Funktion nicht.
Zum anderen bietet die Software eine Funktion zur automatischen Anpassung der Kalibrierung an das Umgebungslicht (SmartControl für Umgebungslicht). Diese Funktion nutze ich sehr gerne, auch wenn ich weiß, dass man sich über den Sinn oder Unsinn einer solchen Funktion streiten kann (darauf möchte ich in diesem Thread nicht eingehen). Es ist sicher auch schwer empirisch zu beurteilen, wie korrekt oder wie effektiv die Funktion arbeitet: Ich kann aber zumindest sagen, dass nichts Negatives feststellen konnte. Der Bildeindruck entspricht für mich am hellen Mittag dem, was ich auch am dunklen Abend auf dem Monitor sehe - ohne das Gefühl, dass die Helligkeit des Displays zu einer bestimmten Tageszeit zu hell oder zu dunkel wäre. Für mich arbeitet die Funktion daher wie sie soll.
Allerdings ist die Software hier nicht ganz logisch: Aktiviert man die Umgebungslichtüberwachung, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt die Software, die Kalibrierung selbstständig in bestimmten Intervallen aktualisieren (so nutze ich es), oder man lässt sich nur eine Warnung einblenden, dass sich das Umgebungslicht geändert hat und kann die Aktualisierung der Kalibrierung dann manuell anstoßen. Wählt man letzere Option, so erscheint im Falle einer Umgebungslichtänderung ein Tooltip rechts untem auf dem Bildschirm, mit dem Hinweis, dass sich das Umgebungslicht geändert hat und man auf das Tooltip klicken soll, um die Kalibrierung zu aktualisieren.
Wenn man aber stattdessen Colormunki die Anpassung an das Umgebungslicht automatisch durchführen lässt, erscheint genau das gleiche Tooltip. Der eingeblendete Hinweis, dass man auf das Tooltip klicken soll, um die Kalibrierung zu aktualisieren, ist dann aber überflüssig und verwirrend. Denn die Kalibrierung wird automatisch aktualisiert - egal, ob man darauf klickt oder nicht. Sprich, an dieser Stelle würde ein Hinweis folgender Art genügen: “Das Umgebungslicht hat sich geändert. Die Kalibrierung wird nun automatisch angepasst.”
3. Die erste Hürde
Leider ist die Software nicht so einsteigerfreundlich wie sie scheint und stellt die Nutzer vor eine ernste und unnötige Hürde. Wie gesagt, arbeite im mit zwei Monitoren und kaufte das Gerät, damit ich auf beiden Monitoren tatsächlich das Gleiche sehe. Folglich war die Kalibrierung beider Monitore dann auch das, was ich zuerst probierte. Dabei stoß ich auf das Problem, dass der visuelle Unterschied zwischen beiden nach der Kalibrierung größer war als vor der Kalibrierung. Da musste also etwas faul sein und ich kam dem Problem auch schnell auf die Spur. Nach der Kalibrierung des zweiten Monitors wurde das Profil des ersten Monitors nicht wieder geladen. (Das konnte ich leicht sehen, wenn ich die Monitore in unterschiedlicher Reihenfolge kalibrierte.) Es war also immer nur das Profil des zuletzt geladenen Monitors aktiv. Nach weiterem Forschen kam ich dann darauf, die Windows-Farbverwaltung zu bemühen und fand dort eine Option zum Neu laden der aktuellen Kalibrierungen. Dann waren tatsächlich beide Profile aktiv.
Ich habe den Support kontaktiert, wie das denn sein könne, dass die Software nach der Kalibrierung der zweiten Gerätes nicht beide Kalibrierungen aktiviert und nur das Profil des zuletzt kalibrierten Geräts aktiv ist. Der Support von X-Rite ist flott. Gleich am nächsten Tag bekam ich die Antwort, dass man in der Windows-Farbverwaltung zuerst noch ein Häkchen bei “Windows-Bildschirmkalibrierung verwenden” setzen muss, damit Colormunki korrekt arbeitet. Dieses Häkchen ist standardmäßig nicht gesetzt und die Colormunki-Software könne einem das nicht abnehmen.
Ich muss sagen, dass dies völlig unverständlich für mich ist. Wenn die Software ohne Setzen des Häkchens nicht korrekt arbeitet, so darf man meiner Meinung erwarten, dass das zumindest im Handbuch bzw. der Kurzanleitung steht. Aber stattdessen wird dieses Wissen vom Nutzer einfach vorausgesetzt. Das ist schon mehr als nervig, bei einem Produkt, dass sich an Einsteiger richtet. Der Nutzer verliert einfach unnötig Zeit, weil er sich unnötig auf Fehlersuche begeben muss.
Im Übrigen meinte der Support-Mitarbeiter, tatsächlich, dass man dieses Wissen vom Nutzer erwarten könne. Denn schließlich würden einem Photoshop und Co. ja auch nicht die Grundkenntnisse der Fotografie abnehemen. Ich habe dem Support mitgeteilt, dass es wohl das Mindeste wäre, dass man so etwas ins Handbuch schreibt. Und auch, dass der Vergleich vorn und hinten nicht stimmt. Zum einen erwartet Photoshop nicht stillschweigend, dass der Nutzer erst Änderungen in der Systemsteuerung vornimmt, damit man es überhaupt sinnvoll nutzen kann. Zum anderen kann man das Aktivieren der Windows-Farbverwaltung auch nicht als Grundkenntnis in Sachen Farbmanagement betrachten. Schließlich gibt es andere Kalibrierungssoftware, die widerum ihre eigenen Profilloader mitbringen und bei denen man auf die Windows-Farbverwaltung zum Laden der Profile verzichtet.
Darüber hinaus, stimmt auch die Aussage nicht, dass die Software dem Nutzer den Schritt zur Aktivierung der Farbverwaltung grundsätzlich nicht abnehmen könne. Mittlerweile weiß ich beispielsweise, dass die Opensource-Software DisplayGUI dies beispielsweise kann (Man wird bei der Installation gefragt, ob ma die Windows-Farbverwaltung oder den DisplayGUI-Profilloader verwenden möchte. Wählt man Ersteres, wird diese vom Installer aktiviert.)
Nunja, wenn man das aber einmal weiß, verrichtet Colormunki wunderbar seinen Dienst.
4. Die zweite Hürde
Für die zweite Hürde ist Colormunki nicht verantwortlich. Das sei an dieser Stelle klar gesagt! Dennoch sei dieses Problem hier der Vollständigkeit halber erwähnt.
Wie eingangs erwähnt, nutze ich die integrierte Grafik Intel HD3000 meines Intel Core i5-Prozessors. Nach der Kalibrierung der Monitore und Überwindung der “ersten Hürde” stellte ich noch ein anderes Problem fest. Beispielweise wurden die Kalibrierung immer wieder zurückgesetzt, wenn sich ein Windows-Benutzerkontensteuerungs-Dialog (UAC) öffnete. Nach einigem Suchen im Internet, fand ich heraus, dass der Treiber meiner Intel-Grafik dafür verantwortlich ist. Der Treiber der Intel Grafik führt im Hintergrund automatisch eine die Software "igfxpers.exe" aus. Dieses setzt die Displayprofile z.b. jedes Mal nach dem Aufwachen aus dem Ruhezustand oder eben bei einem Benutzerkontensteuerungsdialog zurück. Abhilfe schafft, das Entfernen der Software aus dem Autostart von Windows. Die Intel-Grafik und der Treiber arbeiten dann weiterhin einwandfrei, nur werden eben die Farbprofile dann tatsächlich von windows verwaltet und nicht immer wieder von der Intel-Software überschrieben.
Wie gesagt, dafür kann X-Rite bzw. die Colormunki-Software natürlich nichts - wehalb ich es auch nicht in meine abschließende Bewertung mit einfließen lasse. Dennoch sei angemerkt, dass laut der Zeitschrift c’t dieses Problem nicht nur in Verbindung mit Intel-Treibern auftreten kann und nicht ganz unbekannt ist. Daher - so die c’t - hätten einige Kalibrierungsprogramme auch Routinen, die die Profile in bestimmten Zeitintervallen neu laden. Das könnte man also komfortabler lösen. Aber, wenn man das Problem und seine Lösung als Nutzer der Intel-Grafik einmal kennt, ist das auch kein Problem mehr.
5. Fazit
Der Colormunki macht, was er soll. Und dies auch sehr gut. Von dem Ergebnis der Kalibrierung bin ich sehr angetan - wie gesagt, meine beiden Displays sind nun beinahe perfekt identisch.
Was mich hingegen sehr stört, ist die undokumentierte Voraussetzung zur Nutzung der Software (s. “3. Die erste Hürde”). Denn damit wird die ansonsten sehr einsteigerfreundliche Software ihrer Zielgruppe nicht gerecht. Das Kabel dürfte auch länger sein, aber das ist eine Kleinigkeit.
Immerhin ist der Herstellersupport sehr flott und hat mir auch versichert, dass meine Kritik und Vorschläge, an die entsprechende Abteilung weitergeleitet würden.
Wenn ich dem Produkt Punkte oder Sterne auf einer Skala von 1-5 geben müsste, dann würde ich dem Colormunki 3,5 Sterne geben. Aufgrund seines Preis-leistungs-Verhältnisses hätte er zwar durchaus 5 Sterne verdient. Aber solange man als Kunde erst mal Stunden mit der Fehlersuche für eine Kleinigkeit, die man ohne weiteres in die Software oder zumindest die Installationsanleitung integrieren könnte, verbringen muss, ist das Gerät meiner Meinung nach einfach nicht mehr einsteigerfreundlich.
Schöne Grüße,
Timo