Ein gutes Foto hat nicht nur mit perfekter Schärfe und optimaler Komposition zu tun, es geht auch darum Emotionen zu erzeugen und Erinnerungen wach zu rufen.
Das geht im Zeitalter der digitalen Kameras und den Bildern, die bis zu 100% Vergrößerung perfekt scharf sein müssen viel zu leicht unter.
Da kann ich Dir nur vollinhaltlich recht geben. Wenn man manche User hier so beobachtet, dann hat man den Eindruck, die ganze Welt würde nur noch höchstwertige Fotos für teure Hochglanzmagazine oder gar Fotobücher schießen, wo jedes einzelne Pixel über allen Zweifeln erhaben sein muss. Was ich nur schade finde: Ich denke, keiner der Käufer einer P900 (oder P610 oder ähnlicher Kamera) würde ernsthaft die Qualitätsfetischisten von ihrem Irrtum überzeugen wollen - umgekehrt ist das leider nur allzu häufig der Fall.
Ich hab zwar 'nur' eine P610 (die P900 war mir dann als 'Spaß'-Kamera dann doch zu teuer - aber das tut hier nichts zur Sache), aber als ich gestern nach dem tollen Tag die Speicherkarte aus der Kamera genommen und sie kurzerhand in meinem 49-Zoll UHD-Fernseher gesteckt habe, da hab ich wieder mal nicht schlecht gestaunt. Ich hatte ja seinerzeit auch Dias geschossen und diese dann auf eine Leinwand mit den Maßen 1m x 1m projiziert. Aber im Vergleich zu damals sind die Bilder aus der P610 wesentlich schärfer, wesentlich detailreicher, wesentlich farbenfroher und wesentlich lebendiger - und dabei entspricht die Bildbreite am TV etwa der von damals auf der Leinwand und ist somit gut vergleichbar. Auch der Betrachtungsabstand ist in etwa gleich.
Ja ok, die Bilder meiner EOS-70D samt hochwertiger Objektive sind bei 1:1 Anzeige noch einen Ticken schärfer und rauschen auch etwas weniger (vor allem bei höherer ISO-Zahl) - aber am Fernseher spielt das überhaupt keine Rolle. Was man jedoch deutlich sieht: Ich kann heute mit der P610 viel mehr Details zeigen, weil ich durch die 1440mm KB-equivalente Brennweite einfach einen viel engeren Ausschnitt habe. So eine Brennweite bekomme ich selbst mit meiner DSLR immer noch nicht zustande: 170-500mm + 1.7x Konverter auf 1.6x Crop-Kamera = 1360mm, was eben noch nicht die 1440mm sind. Und von der Qualität möchte ich gar nicht reden, denn das etwa 20 Jahre alte Objektiv (noch aus der Analogzeit) ist selbst ohne Konverter keine Offenbarung - und dann noch mit Konverter, wo dann auch der AF nicht mehr funktioniert ... nö, keine Chance. Da gewinnt die P610 mit links.
Die Kamera habe ich mir schicken lassen mit dem Hintergedanken, sie einfach zurück zu schicken, falls sie meinen Erwartungen doch nicht entsprechen sollte. Wie schon gesagt: ich hab sie gekauft, um am unteren Niveau auch mal Spaß am Fotografieren zu haben. Natürlich hat die Kamera in manchen Situationen so ihre Problemchen - aber sie ist weit mehr als nur eine reine "Spaß"-Kamera. Seit ich sie habe, versuche ich herauszufinden, was ganz gut geht und was so gar nicht geht. Nur dass auf der Liste mit dem, was gar nicht geht, noch nicht wirklich viel drauf steht.
Und auch ich hab lieber ein nur mittelmäßiges Foto, welches meine Erinnerungen wecken kann als gar keines.