Philsen82
Themenersteller
Servus,
da man bei der üblichen Recherche zwar immer jede Menge Threads alá "Hilfe, ich muss für Familie/Verwandte/Freunde eine Hochzeit Fotografieren, was brauche ich, was sind eure Tipps etc." findet, aber es danach kaum Erfahrungsberichte des "ersten mals" gibt, dachte ich mir ich schreibe einfach mal meine Erfahrungen nieder. Alles ist frei Hand, ich bitte also etwaige Fehler zu verzeihen
Hintergrund:
Als ich nach meiner Zusage die ersten Posts, Guides und Blogeinträge zum Thema Hochzeitsfotografie gelesen habe, musste ich direkt Schmunzeln - "Das Brautpaar will am Fotografen sparen, man kennt sich, hat Deine große Kamera einmal gesehen und ist fest davon überzeugt dass du mit dem Kauf ein absoluter Pofifotograf geworden bist. Ob Du nicht ein paar Fotos von der Hochzeit machen könntest, das wäre für Dich doch kein Problem und danach könntest du ja noch mitfeiern". So ähnlich hat es mich auch erwischt. Schwester der besten Freundin heiratet, hat gerade gebaut und will keine 2000€ für einen Profi ausgeben, also mach mal. Natürlich ist man (jung), dumm und sagt nicht gerne nein. Endlich kann man die 2000, 5000 oder 10000+ Euro die man in sein Hobby gesteckt hat vor sich selbst/Frau/Freundin/Gott rechtfertigen - YES! Also ran da.
Vorbereitungen:
Es geht los mit der üblichen Internetrecherche und langsam wird einem klar auf was man sich überhaupt eingelassen hat. Ich will zu diesem Punkt jetzt nicht viel Schreiben, dafür gibt es ja bereits hunderte andere guides und Blogs. Nur eines möchte ich hier loswerden - lasst euch nicht verrückt machen und entmutigen. Nachdem ich ein paar Stunden gelesen hatte war ich mir sicher, dass es im absoluten Disaster enden würde - Da schreiben all diese Leute man braucht unbedingt Objektiv X, man muss so und so viele Jahre Erfahrung haben, dies und das geht sicher schief, etc. Nach "meiner Hochzeit" kann ich jetzt sagen ihr braucht eigentlich nur wenige Dinge:
Ich habe mir für das fragliche Wochenende eine Ausrüstung gemietet. Die Kosten wurden vom Brautpaar übernommen und ich hatte so optimale Vorraussetzungen. Im nachhinein muss ich sagen ich war froh, dass ich das gute Equipment hatte. Sicher ist es nicht zwingend nötig und einige werden berechtigt "overkill" rufen. Es gab aber einige Situationen in denen das AF System einer Consumer Kamera definitiv seine Schwierigkeiten gehabt hätte, speziell in der Nacht auf der Feier. Ferner konnte ich so auch ISO Werte nutzen, die bei "normalen" Kameras nicht mehr verwertbar gewesen wären. So musste ich nicht permanent durch die Gegend Blitzen, was gerade in der Kirche unbezahlbar war. Und last but not least, es war einfach auch cool so ein Euqipment als normalsterblicher nutzen zu können
Als Backup hatte ich eine kleine Canon EOS 450D mit dem Kit Objektiv, sowie eine Sony RX 100 MK II (gehören beide der Schwester der Braut und wurden mir zur Verfügung gestellt). Musste ich aber Gott sei Dank beides nicht nutzen.

Die Fehler
Ich werde nicht im einzelnen auf den ganzen Ablauf etc. eingehen, sondern, auch der Übersichtlichkeit halber, nur meine Fehler erklären.
Fehler Nummer 1: Die örtlichen Gegebenheiten
Es steht fast in allen guides, und das zurecht! Schaut euch vorher an wo die Hochzeit stattfindet. Schaut euch das Standesamt, und vor allem den Raum in dem die Zeremonie stattfindet an. Macht es, auch wenn es nervt. Unser Standesamt war der absolute fotografische Alptraum: Ein kleiner Raum mit schräger Decke, dunkle Holzverstrebungen überall, direkt im Rücken des Brautpaars ein riesen Doppelfenster, total alte und "ockerbeigevergilbtgelbe" Tapeten und eine Beleuchtung, die den Namen nicht verdient hatte. Hier hat mir definitiv die D4s den Hintern gerettet. Trotzdem waren die Bilder die schlechtesten die ich das ganze Wochenende über gemacht habe. Das Paar war zwar trotzdem zufrieden, aber jemand der sich mit der Fotografie auskennt würde das definitiv anders sehen. Warum ging es schief? Ganz einfach, weil ich kaum 30 Sekunden Zeit hatte mich auf die Gegebenheiten einzustellen, wir wurden an der Tür von der Standesbeamtin empfangen, es wurden die Hände geschüttelt und ab gings. Da wartet niemand auf den Fotografen....
Bei der Kirche hatte ich dann Glück, sie war recht klein und für eine Kirche extrem Hell. so dass die Bilder hier super wurden. Ich konnte indirekt Blitzen was durch die vielen Hellen flächen die komplette Kirche super ausgeleuchtet hat. Wäre teils sogar ohne Blitz gegangen. Aber das war einfach Glück, es hätte auch eine alte riesen Kirche mit dunklen Wänden sein können. Ferner hatte ich hier auch schon aus meinem Fehler vom Standesamt gelernt und war ca. 30 Minuten vor Eintreffen des Brautpaars bereits vor Ort und hatte so genug Zeit mich drauf einzustellen, mir eine gute Position für Bilder zu suchen und verschiedene Einstellungen durch zu probieren. Die Trauung ansich war eigentlich für mich fast "entspannt", da ich richtig stand, die Einstellungen der Kamera gepasst haben und ich nur noch abdrücken musste.
Dafür hat es mich dann bei der Örtlichkeit der Feier wieder voll erwischt...der Festsaal das Gasthofes war ein ehemaliger Kuhstall...ja genau ein Kuhstall. Und Kühe mögen es anscheinend nicht so Hell. Riesen Saal mit ein paar wenigen mini Fenstern. Als Beleuchtung nur an den Seiten indirekte Wandstrahler, klar es hat für eine tolle Partyatmosphäre gesorgt, Fotografisch leider wieder ein Alptraum. Ich musste mir den ganzen Abend die Seele als dem Leib Blitzen, teils mit Iso Werten jenseits von Gut und Böse. Hier hat mich wieder die D4s gerettet, ansonsten wäre viele Bilder total verrauscht gewesen.
So jetzt werden natürlich alle Fragen warum ich denn dann so blöd war und vorher nicht hingefahren bin. Die Örtlichkeiten waren leider gute zwei Stunden einfache Fahrzeit von mir entfernt und ich habe kein Auto. Selbst mit Auto wäre es nicht ohne gewesen. Im nachhinein hätte ich wohl jemanden der vor Ort wohnt gebeten mir zumindest ein paar Fotos von den Räumlichkeiten zukommen zu lassen. Sorgt auf jeden Fall dafür dass ihr die Örtlichkeiten kennt!!
Fehler Nummer 2: Kein genauer Ablaufplan oder rechnet mit dem Unerwarteten
Es gab zwar einen generellen Ablaufplan den ich vorher im Gespräch mit der Braut bekommen habe, es schien sich jedoch keiner so wirklich dran zu halten. Und das ist wohl nicht ungewöhnlich. Es ging dann oft so schnell, dass ich wirklich rennen musste um noch die Fotos zu bekommen. Beispiel Nummer 1: Die Ankunft des Brautpaars an der Kirche. Theorie: Sie fahren im schick geschmückten BMW direkt vor die Kirche vor, wo sie alle Empfangen. Ich hatte mich also in Position gebraucht, 24-70 drauf und war bereit für das obligatorische Foto des Aussteigens, bzw. der Bräutigam hilft der Braut aus dem Auto, es gibt Umarmungen und Begrüßungen etc. Praxis: Ein Falschparkender Gast hat ca. 30 Sekunden vor Ankunft des Brautpaars die Einfahrt zur Kirche zugeparkt....das Paar musste also spontan auf der anderen Straßenseite parken und ist das ausgestiegen. Ich hatte für diese Entfernung natürlich das falsche Objektiv drauf und konnte aufgrund von Verkehr nicht einfach über die Straße Rennen. Ergebnis: Kein Bild vom Aussteigen
Beispiel Nummer 2: Die Ankunft des Paars an der Örtlichkeit der Feier. In der Auffahrt war eine Allee aus Pferden mit ihren Reitern "aufgebaut". Theorie: Das Paar sollte durch diese Gasse laufen. Ich mich natürlich für den perfekten Schuss positioniert, Tele rauf etc. Praxis: Eines von den Pferdchen war wohl etwas nervös und hat wieder gefühlte 30 Sekunden vor Ankunft des Paares richtig fiesen Dünnschiss bekommen und einen ca 3x3 Metern großen "See" genau im gedachten Korridor des Brautpaars hinterlassen. Ergebnis: Panisches Umbauen des ganzen Pferdeensembles und ein herumrennender Fotograf der nach einem neuen Motiv gesucht hat. Hat dann zwar noch geklappt, aber so gesprintet bin ich auch selten.
Das waren jetzt nur mal zwei Beispiele die mir passiert sind, gab noch einige mehr. Was ich damit sagen will: Seit immer bereit, habt eure Ausrüstung bei euch und nicht im Auto, konzentriert euch, schaut euch direkt nach alternativen Positionen für gute Bilder um falls etwas schief geht und bleibt ruhig
Fehler Nummer 3: Vorsicht vor den Gästen
Es ist mir ständig passiert das jemand mit der Bitte "ach könnten sie mal ein paar Bilder von uns machen" an mich ran getreten ist. Aus dem eben "ein paar Bilder" machen wurde dann bei Tante Melanie ein Fotoshooting für ihr kleines Kind. Ich musste den Gästen dann klar machen, dass ich hier bin um die Hochzeit und primär das Brautpaar zu fotografieren und nicht ihr Privatfotograf bin. Ein anderer Gast, der wohl selber Hobbyfotograf war, wollte mich dann in ein Fachgespräch über meine Ausrüstung verwickeln und ich hätte fast eines meiner besten Bilder verpasst.
Lösung: Bleibt stets freundlich, aber haltet euch im Hintergrund. Der Job ist Fotos machen
Fehler Nummer 4: Kennt eure Ausrüstung und die nötigen Fotografischen Techniken
Ich hatte selber schon viele Kameras von der Nikon F5, der D40, über die D90, die D300, die D3 bis letzendlich zur D7000/7100. Bin mit dem Nikon System also ansich recht vertraut und Fotografiere schon seit ca. 6 Jahren. Ich bin mit der D4s ansich auch gut klar gekommen, alle Einstellungen gingen mir leicht von der Hand - jetzt kommt natürlich das aber. Mir war von Anfang an klar, dass ich kein Fachmann bin wenn es ums Blitzen und die verschienden Techniken geht. Ich habe zwar schon diverse Systemblitze genutzt, aber wirklich warm bin ich damit nie geworden. Natürlich hab ich mir gedacht so schwer ists ja nicht..denkste.
Es hat mich doch teils zum Schwitzen gebraucht, dass ich mich permanent auf neue, teils sehr schwierige, Lichtverhältnisse einstellen musste, jedoch nicht wirklich sicher war wie ich darauf zu reagieren habe. Hier unterscheidet sich meiner Meinung nach der begabte Amateuer vom Profi. Der Profi liefert immer die selben guten Ergebnisse ab, da er genau weiß, wie er mit seiner Ausrüstung auf unterschiedliche Bedingungen reagieren kann. Ich muss ehrlich zugeben ich wusste es teils nicht. Ich hatte hier viel Glück, gemischt mit einem Schuss Ahnung und habe trotzdem gute Fotos produziert. Wirklich wohl war mir dabei aber nicht und ich war wirklich permanent dabei den Blitz neu auszurichten und Einstellungen an der Kamera zu ändern. Ein Profi hätte den Raum gesehen, seine Kamera eingstellt und fertig.
Kennt also eure Ausrüstung und vor allem eure Fähigkeiten genau
Fehler Nummer 5: ANSTRENGEND
Ich hätte es mir nie im Leben körperlich so anstrengend und stressig vorgstellt. Der Tag ging um fünf Uhr morgens los und ich war um drei Uhr nachts im Bett, Tot. Ich habe in meinem Leben zwei Studiengänge, eine Ausbildung, Präsentationen vor hunderten von Leuten, Vorträge, Bewerbungsgespräche, Beziehungsdramen und Unfälle hinter mich gebracht, aber der Tag war definitiv in den Top 5 der stressigsten in meinem Leben. Und das, obwohl ich das alles für die Familie meiner besten Freundin gemacht habe, alle seit Jahren kannte und mir so nicht wirklich viel passieren konnte. Natürlich hatte ich den Anspruch es bestmöglich zu machen. Ich wollte dem Paar ja schöne Fotos und keine Entschuldigung präsentieren. Ferner ist es auch nicht ohne 20 Stunden lang 4-5 KG vor dem Gesicht zu halten, und ich bin körperlich Topfit.
Der Tag danach
+ einen richtig krassen Sonnenbrand...
Seit euch also klar auf was ihr euch einlasst
Meine Erkenntnisse
Nach meiner Erfahrung muss ich sagen - gute Hochzeitsfotografen sind wenn überhaupt schwer unterbezahlt. Jeder der meint 1500-2000€ für einen Tag wäre überbezahlt soll doch bitte selber mal Hand anlegen.
Ich habe es überlebt und es sind tatsächlich viele schöne Bilder rausgekommen. Das Paar ist total Happy und hat auch noch gespart - Glück gehabt.
Würde ich es wieder machen? Ja, aber nicht mehr für ein Apfel und ein Ei und sicher mit bedeutend mehr Planung vorweg. Ich habe fast 3000 Fotos gemacht und etliche Stunden nachbearbeitet und entwickelt.
War auf jeden Fall eine Erfahrung und hoffentlich kann ich jemand anders davor bewahren die selben Fehler zu machen
Gruß
Phil
P.S. Wahrscheinlich sind noch etliche Fehler drinnen. Ich werde den Beitrag weiterhin editieren, aber jetzt gehts erstmal arbeiten
da man bei der üblichen Recherche zwar immer jede Menge Threads alá "Hilfe, ich muss für Familie/Verwandte/Freunde eine Hochzeit Fotografieren, was brauche ich, was sind eure Tipps etc." findet, aber es danach kaum Erfahrungsberichte des "ersten mals" gibt, dachte ich mir ich schreibe einfach mal meine Erfahrungen nieder. Alles ist frei Hand, ich bitte also etwaige Fehler zu verzeihen

Hintergrund:
Als ich nach meiner Zusage die ersten Posts, Guides und Blogeinträge zum Thema Hochzeitsfotografie gelesen habe, musste ich direkt Schmunzeln - "Das Brautpaar will am Fotografen sparen, man kennt sich, hat Deine große Kamera einmal gesehen und ist fest davon überzeugt dass du mit dem Kauf ein absoluter Pofifotograf geworden bist. Ob Du nicht ein paar Fotos von der Hochzeit machen könntest, das wäre für Dich doch kein Problem und danach könntest du ja noch mitfeiern". So ähnlich hat es mich auch erwischt. Schwester der besten Freundin heiratet, hat gerade gebaut und will keine 2000€ für einen Profi ausgeben, also mach mal. Natürlich ist man (jung), dumm und sagt nicht gerne nein. Endlich kann man die 2000, 5000 oder 10000+ Euro die man in sein Hobby gesteckt hat vor sich selbst/Frau/Freundin/Gott rechtfertigen - YES! Also ran da.
Vorbereitungen:
Es geht los mit der üblichen Internetrecherche und langsam wird einem klar auf was man sich überhaupt eingelassen hat. Ich will zu diesem Punkt jetzt nicht viel Schreiben, dafür gibt es ja bereits hunderte andere guides und Blogs. Nur eines möchte ich hier loswerden - lasst euch nicht verrückt machen und entmutigen. Nachdem ich ein paar Stunden gelesen hatte war ich mir sicher, dass es im absoluten Disaster enden würde - Da schreiben all diese Leute man braucht unbedingt Objektiv X, man muss so und so viele Jahre Erfahrung haben, dies und das geht sicher schief, etc. Nach "meiner Hochzeit" kann ich jetzt sagen ihr braucht eigentlich nur wenige Dinge:
- Eine halbwegs passable Ausrüstung in deren Bedienung ihr sicher seid
- Einen kühlen Kopf, Ruhe und eine gute Vorbereitung
- Die Basics sollten sitzen und ein fotografisches Auge wäre von Vorteil
Ich habe mir für das fragliche Wochenende eine Ausrüstung gemietet. Die Kosten wurden vom Brautpaar übernommen und ich hatte so optimale Vorraussetzungen. Im nachhinein muss ich sagen ich war froh, dass ich das gute Equipment hatte. Sicher ist es nicht zwingend nötig und einige werden berechtigt "overkill" rufen. Es gab aber einige Situationen in denen das AF System einer Consumer Kamera definitiv seine Schwierigkeiten gehabt hätte, speziell in der Nacht auf der Feier. Ferner konnte ich so auch ISO Werte nutzen, die bei "normalen" Kameras nicht mehr verwertbar gewesen wären. So musste ich nicht permanent durch die Gegend Blitzen, was gerade in der Kirche unbezahlbar war. Und last but not least, es war einfach auch cool so ein Euqipment als normalsterblicher nutzen zu können

- Nikon D4s
- Nikon SB-910 (Am Abend und in der Nacht absolut essentiell)
- Nikon 16-35 4.0 (War eine Notlösung, das 14-24 war noch nicht wieder da, hats aber auch getan für die Gruppenfotos)
- Nikon 24-70 2,8 (Hatte ich den Großteil der Zeit im Einsatz, war für die meisten Situationen die richtige Brennweite und ich war durch den Zoom flexibel)
- Nikon 70-200 2,8 VR II (War Top für die Brautpaar Fotos und um unauffällig aus dem Hintergrund die Stimmung beim Sektempfang einzufangen. Allerdings auf Dauer mit Blitz und Body ziemlich schwer)
- Dazu zwei Akkus (Ich habe einen immer paralell aufgeladen, falls das nicht machbar ist definitiv mehr als zwei!!, drei Sets Eneloops für den Blitz, und 64 GB an Speicherkarten (ich hatte die Möglichkeit die Karten immer wieder zwischendurch auf den Laptop zu sichern, sonst wäre es definitiv zu wenig gewesen)
Als Backup hatte ich eine kleine Canon EOS 450D mit dem Kit Objektiv, sowie eine Sony RX 100 MK II (gehören beide der Schwester der Braut und wurden mir zur Verfügung gestellt). Musste ich aber Gott sei Dank beides nicht nutzen.

Die Fehler

Ich werde nicht im einzelnen auf den ganzen Ablauf etc. eingehen, sondern, auch der Übersichtlichkeit halber, nur meine Fehler erklären.
Fehler Nummer 1: Die örtlichen Gegebenheiten
Es steht fast in allen guides, und das zurecht! Schaut euch vorher an wo die Hochzeit stattfindet. Schaut euch das Standesamt, und vor allem den Raum in dem die Zeremonie stattfindet an. Macht es, auch wenn es nervt. Unser Standesamt war der absolute fotografische Alptraum: Ein kleiner Raum mit schräger Decke, dunkle Holzverstrebungen überall, direkt im Rücken des Brautpaars ein riesen Doppelfenster, total alte und "ockerbeigevergilbtgelbe" Tapeten und eine Beleuchtung, die den Namen nicht verdient hatte. Hier hat mir definitiv die D4s den Hintern gerettet. Trotzdem waren die Bilder die schlechtesten die ich das ganze Wochenende über gemacht habe. Das Paar war zwar trotzdem zufrieden, aber jemand der sich mit der Fotografie auskennt würde das definitiv anders sehen. Warum ging es schief? Ganz einfach, weil ich kaum 30 Sekunden Zeit hatte mich auf die Gegebenheiten einzustellen, wir wurden an der Tür von der Standesbeamtin empfangen, es wurden die Hände geschüttelt und ab gings. Da wartet niemand auf den Fotografen....
Bei der Kirche hatte ich dann Glück, sie war recht klein und für eine Kirche extrem Hell. so dass die Bilder hier super wurden. Ich konnte indirekt Blitzen was durch die vielen Hellen flächen die komplette Kirche super ausgeleuchtet hat. Wäre teils sogar ohne Blitz gegangen. Aber das war einfach Glück, es hätte auch eine alte riesen Kirche mit dunklen Wänden sein können. Ferner hatte ich hier auch schon aus meinem Fehler vom Standesamt gelernt und war ca. 30 Minuten vor Eintreffen des Brautpaars bereits vor Ort und hatte so genug Zeit mich drauf einzustellen, mir eine gute Position für Bilder zu suchen und verschiedene Einstellungen durch zu probieren. Die Trauung ansich war eigentlich für mich fast "entspannt", da ich richtig stand, die Einstellungen der Kamera gepasst haben und ich nur noch abdrücken musste.
Dafür hat es mich dann bei der Örtlichkeit der Feier wieder voll erwischt...der Festsaal das Gasthofes war ein ehemaliger Kuhstall...ja genau ein Kuhstall. Und Kühe mögen es anscheinend nicht so Hell. Riesen Saal mit ein paar wenigen mini Fenstern. Als Beleuchtung nur an den Seiten indirekte Wandstrahler, klar es hat für eine tolle Partyatmosphäre gesorgt, Fotografisch leider wieder ein Alptraum. Ich musste mir den ganzen Abend die Seele als dem Leib Blitzen, teils mit Iso Werten jenseits von Gut und Böse. Hier hat mich wieder die D4s gerettet, ansonsten wäre viele Bilder total verrauscht gewesen.
So jetzt werden natürlich alle Fragen warum ich denn dann so blöd war und vorher nicht hingefahren bin. Die Örtlichkeiten waren leider gute zwei Stunden einfache Fahrzeit von mir entfernt und ich habe kein Auto. Selbst mit Auto wäre es nicht ohne gewesen. Im nachhinein hätte ich wohl jemanden der vor Ort wohnt gebeten mir zumindest ein paar Fotos von den Räumlichkeiten zukommen zu lassen. Sorgt auf jeden Fall dafür dass ihr die Örtlichkeiten kennt!!

Fehler Nummer 2: Kein genauer Ablaufplan oder rechnet mit dem Unerwarteten
Es gab zwar einen generellen Ablaufplan den ich vorher im Gespräch mit der Braut bekommen habe, es schien sich jedoch keiner so wirklich dran zu halten. Und das ist wohl nicht ungewöhnlich. Es ging dann oft so schnell, dass ich wirklich rennen musste um noch die Fotos zu bekommen. Beispiel Nummer 1: Die Ankunft des Brautpaars an der Kirche. Theorie: Sie fahren im schick geschmückten BMW direkt vor die Kirche vor, wo sie alle Empfangen. Ich hatte mich also in Position gebraucht, 24-70 drauf und war bereit für das obligatorische Foto des Aussteigens, bzw. der Bräutigam hilft der Braut aus dem Auto, es gibt Umarmungen und Begrüßungen etc. Praxis: Ein Falschparkender Gast hat ca. 30 Sekunden vor Ankunft des Brautpaars die Einfahrt zur Kirche zugeparkt....das Paar musste also spontan auf der anderen Straßenseite parken und ist das ausgestiegen. Ich hatte für diese Entfernung natürlich das falsche Objektiv drauf und konnte aufgrund von Verkehr nicht einfach über die Straße Rennen. Ergebnis: Kein Bild vom Aussteigen

Beispiel Nummer 2: Die Ankunft des Paars an der Örtlichkeit der Feier. In der Auffahrt war eine Allee aus Pferden mit ihren Reitern "aufgebaut". Theorie: Das Paar sollte durch diese Gasse laufen. Ich mich natürlich für den perfekten Schuss positioniert, Tele rauf etc. Praxis: Eines von den Pferdchen war wohl etwas nervös und hat wieder gefühlte 30 Sekunden vor Ankunft des Paares richtig fiesen Dünnschiss bekommen und einen ca 3x3 Metern großen "See" genau im gedachten Korridor des Brautpaars hinterlassen. Ergebnis: Panisches Umbauen des ganzen Pferdeensembles und ein herumrennender Fotograf der nach einem neuen Motiv gesucht hat. Hat dann zwar noch geklappt, aber so gesprintet bin ich auch selten.
Das waren jetzt nur mal zwei Beispiele die mir passiert sind, gab noch einige mehr. Was ich damit sagen will: Seit immer bereit, habt eure Ausrüstung bei euch und nicht im Auto, konzentriert euch, schaut euch direkt nach alternativen Positionen für gute Bilder um falls etwas schief geht und bleibt ruhig

Fehler Nummer 3: Vorsicht vor den Gästen
Es ist mir ständig passiert das jemand mit der Bitte "ach könnten sie mal ein paar Bilder von uns machen" an mich ran getreten ist. Aus dem eben "ein paar Bilder" machen wurde dann bei Tante Melanie ein Fotoshooting für ihr kleines Kind. Ich musste den Gästen dann klar machen, dass ich hier bin um die Hochzeit und primär das Brautpaar zu fotografieren und nicht ihr Privatfotograf bin. Ein anderer Gast, der wohl selber Hobbyfotograf war, wollte mich dann in ein Fachgespräch über meine Ausrüstung verwickeln und ich hätte fast eines meiner besten Bilder verpasst.
Lösung: Bleibt stets freundlich, aber haltet euch im Hintergrund. Der Job ist Fotos machen

Fehler Nummer 4: Kennt eure Ausrüstung und die nötigen Fotografischen Techniken
Ich hatte selber schon viele Kameras von der Nikon F5, der D40, über die D90, die D300, die D3 bis letzendlich zur D7000/7100. Bin mit dem Nikon System also ansich recht vertraut und Fotografiere schon seit ca. 6 Jahren. Ich bin mit der D4s ansich auch gut klar gekommen, alle Einstellungen gingen mir leicht von der Hand - jetzt kommt natürlich das aber. Mir war von Anfang an klar, dass ich kein Fachmann bin wenn es ums Blitzen und die verschienden Techniken geht. Ich habe zwar schon diverse Systemblitze genutzt, aber wirklich warm bin ich damit nie geworden. Natürlich hab ich mir gedacht so schwer ists ja nicht..denkste.
Es hat mich doch teils zum Schwitzen gebraucht, dass ich mich permanent auf neue, teils sehr schwierige, Lichtverhältnisse einstellen musste, jedoch nicht wirklich sicher war wie ich darauf zu reagieren habe. Hier unterscheidet sich meiner Meinung nach der begabte Amateuer vom Profi. Der Profi liefert immer die selben guten Ergebnisse ab, da er genau weiß, wie er mit seiner Ausrüstung auf unterschiedliche Bedingungen reagieren kann. Ich muss ehrlich zugeben ich wusste es teils nicht. Ich hatte hier viel Glück, gemischt mit einem Schuss Ahnung und habe trotzdem gute Fotos produziert. Wirklich wohl war mir dabei aber nicht und ich war wirklich permanent dabei den Blitz neu auszurichten und Einstellungen an der Kamera zu ändern. Ein Profi hätte den Raum gesehen, seine Kamera eingstellt und fertig.
Kennt also eure Ausrüstung und vor allem eure Fähigkeiten genau

Fehler Nummer 5: ANSTRENGEND
Ich hätte es mir nie im Leben körperlich so anstrengend und stressig vorgstellt. Der Tag ging um fünf Uhr morgens los und ich war um drei Uhr nachts im Bett, Tot. Ich habe in meinem Leben zwei Studiengänge, eine Ausbildung, Präsentationen vor hunderten von Leuten, Vorträge, Bewerbungsgespräche, Beziehungsdramen und Unfälle hinter mich gebracht, aber der Tag war definitiv in den Top 5 der stressigsten in meinem Leben. Und das, obwohl ich das alles für die Familie meiner besten Freundin gemacht habe, alle seit Jahren kannte und mir so nicht wirklich viel passieren konnte. Natürlich hatte ich den Anspruch es bestmöglich zu machen. Ich wollte dem Paar ja schöne Fotos und keine Entschuldigung präsentieren. Ferner ist es auch nicht ohne 20 Stunden lang 4-5 KG vor dem Gesicht zu halten, und ich bin körperlich Topfit.
Der Tag danach


Seit euch also klar auf was ihr euch einlasst

Meine Erkenntnisse
Nach meiner Erfahrung muss ich sagen - gute Hochzeitsfotografen sind wenn überhaupt schwer unterbezahlt. Jeder der meint 1500-2000€ für einen Tag wäre überbezahlt soll doch bitte selber mal Hand anlegen.
Ich habe es überlebt und es sind tatsächlich viele schöne Bilder rausgekommen. Das Paar ist total Happy und hat auch noch gespart - Glück gehabt.
Würde ich es wieder machen? Ja, aber nicht mehr für ein Apfel und ein Ei und sicher mit bedeutend mehr Planung vorweg. Ich habe fast 3000 Fotos gemacht und etliche Stunden nachbearbeitet und entwickelt.
War auf jeden Fall eine Erfahrung und hoffentlich kann ich jemand anders davor bewahren die selben Fehler zu machen

Gruß
Phil
P.S. Wahrscheinlich sind noch etliche Fehler drinnen. Ich werde den Beitrag weiterhin editieren, aber jetzt gehts erstmal arbeiten

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