Ich ergänze noch:
- Die Freude am Haptischen, am Schönen, Einzigartigen. Es ist etwas ganz anderes, wenn man einen Film in der Hand hält, den man sogar noch selbst entwickelt hat. Der empfindlich ist, der vorsichtig bei totaler Dunkelheit in die Spule gewickelt werden musste und genau nach Rezept in selbst angerührten Entwicklern zum Leben erweckt werden muss. Ist fast wie Alchemie, oder wie Kochen. Dann muss der Film vorsichtig abgestreift, getrocknet und in schöne (!) Pergamenthüllen archiviert werden. Alleine der Geruch! Wenn man sich dann noch die Dunkelkammer leistet, gibt man es sich richtig. Was ist ein selbst ausbelichteter Abzug auf echtes Baryt, Silberschichten auf Karton, gegen gespritztes Flüsslig-Plastik auf Plastikpapier aus dem eigenen Drucker oder vom Großlabor? Da wird schon jedes Bild durch das reine Material und die Arbeit von Wert. Alleine das Anfassgefühl! Aber auch das unperfekte, der Fussel, die vielleicht leicht aufgequollenen Ecken, die nicht ganz perfekte Oberfläche bei Trocknen in der Presse... Gleiches gilt für die Kamera. Man wird dabei ja in aller Regel zu was Edlem aus alten Tagen greifen, ich vermute, ein Plastebüchse aus den 90ern passt da eher nicht.
So ein bisschen ist es auch ein Gegengewicht zu Beliebigkeit der digitalen Kopierbarkeit. Ein eigener Abzug in der Dunkelkammer ist einzigartig, man wird ihn so niemals ein zweites Mal realisiert bekommen. Es ist wie ein handverlegter Parkettboden. Oder ein Möbelstück vom Schreiner, ein selbstgeschreinertes Möbelstück. Mein Kumpel hat wochenlang seine Ziegelwand vom Putz befreit, die Fugen ausgekratzt und neu gemacht. Die Kamera wie ein altes Instrument, eine alte Geige oder Posaune. Ein anderer Kumpel von mir hört nur Musik von Vinyl-Schallplatten. Er schätzt den Kult, die Vorsicht, die man walten lassen muss beim Plattenauflegen. Die Schönheit der Cover, die Haptik des Schallplattenspielers.
All das ist eine schöne Sache, man muss das nicht tun, keine Frage, auch die Fotos werden dadurch nicht besser, aber mittelprächtige Fotos, Durchschnittsfotos machen plötzlich mehr Freude als dass man sie zu Zehntausenden auf der Festplatte speichert. Die Reduktion kann eine Labsal sein. Auch die händische Arbeit in der Duka, gerade für Leute, dei den ganzen Tag am Rechner sitzen müssen. Man kommt dabei zwar 'nicht raus',
, aber es ist schon was anderes, als wenn man dann Abends wieder vor der EBV hockt.
Ich glaube aber, fast alle Punkte, außer dem ersten und letzten von antondd , also dem groben Korn und der billigen Hardware, spricht alles für das Mittelformat und gegen KB. Wobei analoges Mittelformat heute durchaus noch leistbar ist im Gegensatz zu früher. Eine Plastik-SLR aus den 90er ist ein guter Einstieg zum Ausprobieren, wenn man Objektive hat, die darauf noch passen. Also eine digitale Canon EF oder eine Nikon Vollformat sein Eigen nennt. Und wenn man die Immobilie dazu hat, also einen Kellerraum oder eine Abstellkammer, die sich zur Duka einrichten lässt, ich sag mal: Das ist kein Hexenwerk und gehört eigentlich zum analogen Arbeiten dazu. Die Scannerei ist Mist, das ist nur der halbe Spaß.