Archilex
Themenersteller
Hallo zusammen,
seit Jahren bin ich nun hier im Forum und erlebe immer wieder die Profi- ./. Amateurdebatte. Dabei glaube ich folgende psychologischen Momente aufgedeckt zu haben.
Ontologie des Fotografen
Die Seinsfrage des Fotografen stellt sich dem Hobbyisten des öfteren. Zwei Fragen erscheinen essentiell:
A: Was fotografiere ich überhaupt und aus welchem Grund?
B: Kann ich meine Ausrüstung vor mir und anderen rechtfertigen?
Zu A:
Schwer ist es künstlerische Tiefe zu finden. Dazu gehört nämlich ein ungeheueres Wissen über die Kunst. Also was fotografiere ich dann und aus welchem Grund??
Gut ist es ein weiteres Hobby zu haben, welches man dann fotografieren kann.
Hobby F wird dann durch Hobby H (Hunde) oder W (Wandern), T (Tiere) oder V (Vögeln [sic!]) oder sonstwas gerechtfertigt.
Es ist dann das in sich schlüssige Perpetuum mobile des Hobbyisten. Diese Leute sind glücklich, denn sie haben quasi, wie ein Buddhist den Ausstieg aus dem ewigen Kreislauf des fotografischen Motivzweifels erlangt.
Auch der 10.000 Hund wird diese Leute nicht dazu bringen sich die Existenzfrage zu stellen.
Die anderen suchen. Finden sie nichts, wollen sie Berufsfotograf werden, weil der einen Auftrag hat. Wie immer der auch aussieht. Aber was wäre es endlich für eine Erleichterung zu wissen was ich fotografieren soll und wenn dann das Ergebnis noch geschätzt, gesucht, respektiert werden würde. Auch von anderen.
Zu B:
Die Ausrüstung. Hier im Forum wird gefordert sie möge doch dem Können des Fotografen angemessen sein. Eine D3 oder eine Mark XVIII in Amateuerhand: Blasphemie! Eigene Bescheidenheit tut ein übriges. Doch mancher träumt aber heimlich von einem geilen Geschoss in seiner Hand, Batteriehandgriffen und einem großen scharfen Rohr und wird ein bisschen neidisch, wenn er einen Schamlosen mit so einem Ding sieht.
Gut ist es dann soziale Hygiene zu üben: Den Anderen das möglichst auch zu vermiesen. Sie sollen alle auch ein kleines Ding haben. Und wagt es einer von einem dicken Body zu träumen, ohne im Auftrag des Herrn oder zumindest von Magnum, dem Stern oder der Vogue unterwegs zu sein, dann muss dieser zur Bescheidenheit erzogen werden.
Nicht weil das nicht gehen würde, sodern weil man sich selber besser fühlt, wenn die anderen sich bescheiden.
Ökonomie
Zu den zwei psychologisch schwierigen Faktoren, Motiv und Ausrüstung, kommt noch ein weiteres übliches Problem hinzu. GELD. Meist fehlt es oder wird zumindest im Verhältnis zur Tätigkeit bewertet:
A: Zu viel Geld
B: Zu wenig Geld
A. Wer zuviel Geld hat und sich leicht eine Ausrüstung kaufen kann, sieht sich beneidet und wird schnell mit ontologischen Fragen (siehe oben) konfrontiert. Er muss sich rechtfertigen ob der großen Investition mit so kleiner Wirkung.
B. Wer zuwenig Geld hat, glaubt, dass dies einem Profi nicht passieren könne und er, wenn er es denn auch endlich wäre, dann auch zur Genüge haben wird. Schließlich haben alle Fotografen tolle Kameras.
Konfusion
Die Lage ist Ernst, kommt es doch in den Gedanken mancher Nutzer aus diesen Gründen zu einer Fixierung auf den Wunch Profi- bzw. Berufsfotograf zu werden (die Bezeichnung Profi ist Blödsinn, dazu jedoch später). Der Profi- Berufsfotograf hat deren Auffassung nach kein ontologisches Problem. Er darf sein. Er hat ein Motiv. Er darf die coolste Ausrüstung nutzen.
Er hat kein ökonomisches Problem. Lebt er doch von seinem Beruf.
Zumindest haben viele scheinbar ein schlechtes Gewissen nicht Profi zu sein. Zu wenig genutze Ausrüstung, zu große Ausrüstung, zu schlechte Bilder etc.
Es ist eben Konfusion, Verwirrung die zu diesen Schlüssen führt. Kommen wir zur Schlussfolgerung ... zur ...
Konklusion
Die oben genannten Gedanken sind alle ausgemachter Blödsinn, die Wahrheit ist:
A. Nur weil der Berufsfotograf ein Motiv fotografieren muss, ist er deshalb kein glücklicherer Mensch. Ich habe mir Berge von Zeitschriften und Kataloge angesehen und war aufmerksam was so alles fotografiert werden muss und die Erkenntnis ist, dass weltweit vielleicht 30 Fotografen so arbeiten, dass es mich erfüllen würde. Und das nach vielen mageren Jahren oder gar Jahrzehnten bis sie da standen wo sie heute sind und diese künstlerischen Freiheiten genießen können. Alle anderen arbeiten die Fotos ab! Selten dass etwas herausragendes dabei ist.
B. Ein Berufsfotograf hat oft die Ausrüstung nicht bezahlt. Er muss leasen, finanzieren, ihn drückt die Bank für seine Ausrüstung wie andere für ihr Auto. Und er muss mithalten im Konzert der Profis. Kleines Rohr? Er steht unter Erfolgszwang auch im Fotograben. Ob er es sich leisten kann oder nicht fragt auch kein Aufgraggeber. Die Agentur will 24 MP obwohl 12 MP reichen würden? Wenn er es nicht macht, macht es ein anderer. Also her mit der D3x auch wenns Quark ist, 7000 Euro werden schon wieder irgendwann reinkommen, auch wenn die D3 noch nicht ganz bezahlt ist.
C. Das Motiv? Eine geile Fräsmaschine, Tütensuppe mit Sauerkraut? Der Neue Legokatalog? Die 100 Auflage des Neckermannkatalogs oder die 1000 Hochzeit? Kreativität, nicht hier, hier bitte wie letztes Jahr, bitte die CI des Konzerns beachten. Wir hätten gerne, dass sie Frau Kidman von hinten rechts ablichten und wenn sich Frau X auszieht lassen wir natürlich jegliches Rohr immer in einer Entfernung von mehreren Metern. Kalte Dusche gefällig? Wer seine Freundin knipst kann da nachverhandeln.
Den Profi gibt es nicht! Oder besser: Professionell kann jeder werden.
Entweder einer verdient sein Geld mit Fotos, dann ist er Berufsfotograf oder er tut es nicht, dann ist er Amateur.
Etwas professionell betreiben kann ich auch als Hobby. Nicht selten wird das Hobby professioneller betrieben als der Job. Sehe ich täglich. Und der Job? Ist oft notwendiges Übel, wird es vielleicht auch aufgrund der Berufswirklichkeit.
Vermutlich sind viele Berufsfotografen professionelle Angler oder Briefmarkensammler und mittelmäßige Fotografen.
Der enstspannte Amateuer
Wie schön ist es doch Amateuer zu sein. Fotografieren zu können wozu und wann man Lust hat.
Sich den Erfolg da zu suchen wo man ihn findet und sich davon eine geile Ausrüstung leisten zu können.
Bekenne Dich frei zum Ausrüstungsfetisch!
Voraussetzung zum Glück ist ein entspanntes ehrliches Verhältnis zu Dir und Deiner Leidenschaft. Z.B. LBA (Lens Buying Addiction - Objektivkaufsucht) ist kein Problem. Ein Objektiv kann auch Freude machen, wenn man es nicht nutzt. Es kann tatsächlich einfach auf dem Nachttisch oder im Schrank Freude machen und ist da, wenn man es dann doch mal braucht.
Sogar die Ausrüstung einfach so begrabbeln oder mal die Fototasche aufmachen und reinschauen, kann einem Amateuer Freude machen. Der Profi muss auch wenn er nicht will. Andere schauen sich Bilder, Briefmarken, Wellensittiche, Aquarien und sontswas an. Ein Uhrensammler schaut auch nicht nur wegen der Uhrzeit auf seine Armbanduhr. Einem Kunstsammler würde nie einfallen sich zu rechtfertigen nur weil er seine Bilder nicht "nutzt", sondern anschaut. Man darf sich auch eine schöne Fotoausrüstung nur mal anschauen. Sie ist ein technisches Meisterwerk und darf gefallen auch ohne Nutzung und kann deshalb auch nie groß und umfangreich genug sein!
Das Motiv? Bleibt als Problem, zugegeben. Also mindestens ein zweites Hobby oder Interesse entwickeln und sich mit Kunst und Kultur beschäftigen. Dann kommen die Ideen von selbst. Und wenn nicht? Ist doch schön, wenn man fotografieren könnte.
Freunde entspannt Euch. Glaubt den Anderen nicht und sucht nicht nach Rechtfertigungen für Eure Leidenschaft. Freut Euch an der Ausrüstung, sucht schöne Motive und lasst die Neider labern.
Gruß
Alexander
seit Jahren bin ich nun hier im Forum und erlebe immer wieder die Profi- ./. Amateurdebatte. Dabei glaube ich folgende psychologischen Momente aufgedeckt zu haben.
Ontologie des Fotografen
Die Seinsfrage des Fotografen stellt sich dem Hobbyisten des öfteren. Zwei Fragen erscheinen essentiell:
A: Was fotografiere ich überhaupt und aus welchem Grund?
B: Kann ich meine Ausrüstung vor mir und anderen rechtfertigen?
Zu A:
Schwer ist es künstlerische Tiefe zu finden. Dazu gehört nämlich ein ungeheueres Wissen über die Kunst. Also was fotografiere ich dann und aus welchem Grund??
Gut ist es ein weiteres Hobby zu haben, welches man dann fotografieren kann.
Hobby F wird dann durch Hobby H (Hunde) oder W (Wandern), T (Tiere) oder V (Vögeln [sic!]) oder sonstwas gerechtfertigt.
Es ist dann das in sich schlüssige Perpetuum mobile des Hobbyisten. Diese Leute sind glücklich, denn sie haben quasi, wie ein Buddhist den Ausstieg aus dem ewigen Kreislauf des fotografischen Motivzweifels erlangt.
Auch der 10.000 Hund wird diese Leute nicht dazu bringen sich die Existenzfrage zu stellen.
Die anderen suchen. Finden sie nichts, wollen sie Berufsfotograf werden, weil der einen Auftrag hat. Wie immer der auch aussieht. Aber was wäre es endlich für eine Erleichterung zu wissen was ich fotografieren soll und wenn dann das Ergebnis noch geschätzt, gesucht, respektiert werden würde. Auch von anderen.
Zu B:
Die Ausrüstung. Hier im Forum wird gefordert sie möge doch dem Können des Fotografen angemessen sein. Eine D3 oder eine Mark XVIII in Amateuerhand: Blasphemie! Eigene Bescheidenheit tut ein übriges. Doch mancher träumt aber heimlich von einem geilen Geschoss in seiner Hand, Batteriehandgriffen und einem großen scharfen Rohr und wird ein bisschen neidisch, wenn er einen Schamlosen mit so einem Ding sieht.
Gut ist es dann soziale Hygiene zu üben: Den Anderen das möglichst auch zu vermiesen. Sie sollen alle auch ein kleines Ding haben. Und wagt es einer von einem dicken Body zu träumen, ohne im Auftrag des Herrn oder zumindest von Magnum, dem Stern oder der Vogue unterwegs zu sein, dann muss dieser zur Bescheidenheit erzogen werden.
Nicht weil das nicht gehen würde, sodern weil man sich selber besser fühlt, wenn die anderen sich bescheiden.
Ökonomie
Zu den zwei psychologisch schwierigen Faktoren, Motiv und Ausrüstung, kommt noch ein weiteres übliches Problem hinzu. GELD. Meist fehlt es oder wird zumindest im Verhältnis zur Tätigkeit bewertet:
A: Zu viel Geld
B: Zu wenig Geld
A. Wer zuviel Geld hat und sich leicht eine Ausrüstung kaufen kann, sieht sich beneidet und wird schnell mit ontologischen Fragen (siehe oben) konfrontiert. Er muss sich rechtfertigen ob der großen Investition mit so kleiner Wirkung.
B. Wer zuwenig Geld hat, glaubt, dass dies einem Profi nicht passieren könne und er, wenn er es denn auch endlich wäre, dann auch zur Genüge haben wird. Schließlich haben alle Fotografen tolle Kameras.
Konfusion
Die Lage ist Ernst, kommt es doch in den Gedanken mancher Nutzer aus diesen Gründen zu einer Fixierung auf den Wunch Profi- bzw. Berufsfotograf zu werden (die Bezeichnung Profi ist Blödsinn, dazu jedoch später). Der Profi- Berufsfotograf hat deren Auffassung nach kein ontologisches Problem. Er darf sein. Er hat ein Motiv. Er darf die coolste Ausrüstung nutzen.
Er hat kein ökonomisches Problem. Lebt er doch von seinem Beruf.
Zumindest haben viele scheinbar ein schlechtes Gewissen nicht Profi zu sein. Zu wenig genutze Ausrüstung, zu große Ausrüstung, zu schlechte Bilder etc.
Es ist eben Konfusion, Verwirrung die zu diesen Schlüssen führt. Kommen wir zur Schlussfolgerung ... zur ...
Konklusion
Die oben genannten Gedanken sind alle ausgemachter Blödsinn, die Wahrheit ist:
A. Nur weil der Berufsfotograf ein Motiv fotografieren muss, ist er deshalb kein glücklicherer Mensch. Ich habe mir Berge von Zeitschriften und Kataloge angesehen und war aufmerksam was so alles fotografiert werden muss und die Erkenntnis ist, dass weltweit vielleicht 30 Fotografen so arbeiten, dass es mich erfüllen würde. Und das nach vielen mageren Jahren oder gar Jahrzehnten bis sie da standen wo sie heute sind und diese künstlerischen Freiheiten genießen können. Alle anderen arbeiten die Fotos ab! Selten dass etwas herausragendes dabei ist.
B. Ein Berufsfotograf hat oft die Ausrüstung nicht bezahlt. Er muss leasen, finanzieren, ihn drückt die Bank für seine Ausrüstung wie andere für ihr Auto. Und er muss mithalten im Konzert der Profis. Kleines Rohr? Er steht unter Erfolgszwang auch im Fotograben. Ob er es sich leisten kann oder nicht fragt auch kein Aufgraggeber. Die Agentur will 24 MP obwohl 12 MP reichen würden? Wenn er es nicht macht, macht es ein anderer. Also her mit der D3x auch wenns Quark ist, 7000 Euro werden schon wieder irgendwann reinkommen, auch wenn die D3 noch nicht ganz bezahlt ist.
C. Das Motiv? Eine geile Fräsmaschine, Tütensuppe mit Sauerkraut? Der Neue Legokatalog? Die 100 Auflage des Neckermannkatalogs oder die 1000 Hochzeit? Kreativität, nicht hier, hier bitte wie letztes Jahr, bitte die CI des Konzerns beachten. Wir hätten gerne, dass sie Frau Kidman von hinten rechts ablichten und wenn sich Frau X auszieht lassen wir natürlich jegliches Rohr immer in einer Entfernung von mehreren Metern. Kalte Dusche gefällig? Wer seine Freundin knipst kann da nachverhandeln.
Den Profi gibt es nicht! Oder besser: Professionell kann jeder werden.
Entweder einer verdient sein Geld mit Fotos, dann ist er Berufsfotograf oder er tut es nicht, dann ist er Amateur.
Etwas professionell betreiben kann ich auch als Hobby. Nicht selten wird das Hobby professioneller betrieben als der Job. Sehe ich täglich. Und der Job? Ist oft notwendiges Übel, wird es vielleicht auch aufgrund der Berufswirklichkeit.
Vermutlich sind viele Berufsfotografen professionelle Angler oder Briefmarkensammler und mittelmäßige Fotografen.
Der enstspannte Amateuer
Wie schön ist es doch Amateuer zu sein. Fotografieren zu können wozu und wann man Lust hat.
Sich den Erfolg da zu suchen wo man ihn findet und sich davon eine geile Ausrüstung leisten zu können.
Bekenne Dich frei zum Ausrüstungsfetisch!
Voraussetzung zum Glück ist ein entspanntes ehrliches Verhältnis zu Dir und Deiner Leidenschaft. Z.B. LBA (Lens Buying Addiction - Objektivkaufsucht) ist kein Problem. Ein Objektiv kann auch Freude machen, wenn man es nicht nutzt. Es kann tatsächlich einfach auf dem Nachttisch oder im Schrank Freude machen und ist da, wenn man es dann doch mal braucht.
Sogar die Ausrüstung einfach so begrabbeln oder mal die Fototasche aufmachen und reinschauen, kann einem Amateuer Freude machen. Der Profi muss auch wenn er nicht will. Andere schauen sich Bilder, Briefmarken, Wellensittiche, Aquarien und sontswas an. Ein Uhrensammler schaut auch nicht nur wegen der Uhrzeit auf seine Armbanduhr. Einem Kunstsammler würde nie einfallen sich zu rechtfertigen nur weil er seine Bilder nicht "nutzt", sondern anschaut. Man darf sich auch eine schöne Fotoausrüstung nur mal anschauen. Sie ist ein technisches Meisterwerk und darf gefallen auch ohne Nutzung und kann deshalb auch nie groß und umfangreich genug sein!
Das Motiv? Bleibt als Problem, zugegeben. Also mindestens ein zweites Hobby oder Interesse entwickeln und sich mit Kunst und Kultur beschäftigen. Dann kommen die Ideen von selbst. Und wenn nicht? Ist doch schön, wenn man fotografieren könnte.
Freunde entspannt Euch. Glaubt den Anderen nicht und sucht nicht nach Rechtfertigungen für Eure Leidenschaft. Freut Euch an der Ausrüstung, sucht schöne Motive und lasst die Neider labern.
Gruß
Alexander
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