Vielen Dank für all Eure netten Kommentare und die privaten Nachrichten und Fragen.
Ich würde gerne darauf eingehen. Natürlich wurde in anderen Threads fast schon alles hundert mal durchgekaut und erklärt. Möglicherweise viel besser als ich es je erklären könnte. Trotzdem erlaube ich mir, die Dinge aus meiner Sicht darzustellen. Der eine oder andere mag ja manches als nützlich empfinden.
Ich hatte ein ganz Besonders Foto im Eingangsposting gezeigt welches an anderer Stelle für großes Aufsehen im Nikon Forum gesorgt hatte. Wahrscheinlich weil es ziemlich hübsch ist, für ein Foto out of cam. Alle die sich selber schon Mal an der Milchstraße mit ordentlichem Vordergrund in nur einem nicht-gefaktem Bild probiert haben, wissen wovon ich spreche.
Nun haben mich bereits mehrfach Mitglieder hier gefragt was man braucht um ein solches Bild machen zu können. Witziger weise ist weniger die Technik das Problem, denn die Location selbst. Hier vor dem Laptop oder Desktop ist man leicht schlau und weiß genau wie's geht, aber draußen in stockdunkler Nacht, ganz alleine und niemand im Umkreis von 70km, da sieht alles gleich ganz anders aus.
Wenn es zB so richtig finster ist, also wenn man die Hand nicht mehr vor Augen sieht ist es ziemlich gut wenn man seine Kamera blind bedienen kann. Zusätzlich muss man bei jedem Objektiv das man verwenden will wissen wo unendlich ist, ohne den Autofokus zu strapazieren, denn der funktioniert ohne Licht nicht.
Als kleines Beispiel nehme ich die kleine dreier Baumgruppe im Deadvlei her. So mach einer wird sich gedacht haben, .. ja, wenn ich nächstes Jahr dort hinfahre, dann mach ich das auch, aber natürlich ein wenig besser.
Obacht Leute, schon viele haben diese drei Bäume gesucht und nie gefunden. Wieso fragt ihr jetzt? Ganz einfach, weil bei allen Aufnahmen aus dem Deadvlei von Bäumen mit Sternenhimmel im Hintergrund die Kamera in Bodennähe sein muss, was die Perspektive massiv ändert.
Beispiel:
Wenn man nicht wie ein Wiesel unterwegs ist sieht die Szene aufrecht stehend nämlich so aus:
Und wenn ihr meint ich würde scherzen, ... ich selbst habe fast eine halbe Stunde danach gesucht und ich kenn die Stelle gut!!!
Jetzt kann man natürlich schlau sein und seine Kamera wie auf dem zweiten Beispielbild lange vor Sonnenuntergang in einer hoffentlich mondlosen Nacht entsprechend aufbauen und warten....
Klar, das geht. Aber nicht im Deadvlei.
Denn selbst wenn euch die Sossus Dune Lodge ausnahmsweise erlaubt erst 2 Stunden nach Sonnenuntergang zurück in der Lodge zu sein, ist es noch nicht dunkel genug für echte Sternenfotos.
Denn was viele vergessen ist die Tatsache, dass die Fahrt für die 65km mindestens 45min dauert, selbst wenn man wie ein Irrer rast, was natürlich ganz schlimm und nicht erlaubt ist. Und zu Fuß vom Parkplatz ins Deadvlei dauert es erneut ca. 25 bis 30min, je nach körperlicher Konstitution. Macht zusammen unter Garantie mehr als 1 volle Stunde wenn ihr jung, dynamisch und entsprechend irrsinnig seid. Und glaubt mir, ich weiß genau wovon ich spreche, denn ich bin diese Strecke mehr als nur einmal in stockdunkler Nacht dahingebrettert.
Trotzdem beginnt aber das Astronomical Twilight erst 1 Stunde und 18 min nach Sunset. Das geht sich also knapp NICHT aus.
Und selbst wenn man es irgendwie schaffen könnte.... braucht man ja auch noch Zeit für die Aufnahmen an sich. Soll heißen: Nur wenn man die mind. die halbe Nacht vor Ort sein darf/kann gehen sich ordentliche Aufnahmen aus.
Dies ist aber der einfache Part fürs erste quasi leicht vorzubereitende Foto. Richtig tricky wird's dann erst, denn was man sich nicht überlegen kann ist folgendes. Stellt euch vor ihr sitzt mitten in einer mondlosen Nacht im Deadvlei. Hochmotiviert und Top ausgerüstet natürlich. Es ist kalt, der Wind bläst ein wenig, aber ihr habt genügend Wasser und ein wenig Müsliriegel gegen den Hunger dabei.
Soweit alles gut.
Nun, nach den ersten gut geglückten Aufnahmen aber kommt die große Frage.... wie finde ich mein nächstes Motiv? Denn wenn man absolut nichts sieht, denn dort im Deadvlei gibt's keinerlei Lichtverschmutzung einer naheliegenden Stadt, dann sieht man nichts. Klingt komisch, ist aber so. Natürlich kann man seine Taschenlampe zu rate fragen. Aber das hilft für ein Motiv gar nix, denn dazu müsstet ihr am Boden herumkrabbeln und die Position der Milchstraße - welche sehr schnell am Himmel wandert - mit einbeziehen in eure Wahl.
Der aufmerksame Leser wird an dieser Stelle den Hauch einer Idee bekommen wo das eigentlich Problem liegt. Man kann sich das aber auch so vorstellen. Wenn man blind ist kann man durchaus ein sehr schönes Bild malen, dazu gibt es genügend Beispiele. Allerdings sieht der Blinde ebenfalls nicht was er da gerade tut. Ähnlich geht es jedem Fotografen in der Nacht im Vlei. Immer erst nach Beendigung des Dunkelbildabzugs kameraintern sieht man was am Ende rausgekommen ist. Und davon ausgehend, dass das 14 mm an FF das Objektiv der Wahl wäre, und keine Nachführung aktiv ist, wird ISO 6400 bei 30 sec und f/2.8 die Einstellung der Wahl sein.
Somit dauert jede einzelne Aufnahme mind. 1 volle Minute und jede, wenn auch nur kleine Änderung vom Aufnahmestandort, oder der Beleuchtung des Vordergrundes kostet eine weitere Minute. Leicht auszurechnen wie schnell die Zeit verfliegt bis ein vernünftiges zweites Motiv gefunden ist und dann entsprechend abgelichtet wurde.
LG
Wolfgang