Re: Welche Nachteile hat es, die Blende so weit wie möglich zu schließen?
Die "förderliche Blende" ist aber was anderes, die ist das Optimum zwischen Beugung und Schärfentiefe.
"Optimum" ist in diesem Zusammenhang nicht so ganz das richtige Wort. Es ist vielmehr der
für die Bildabsicht förderliche Kompromiß. In der Literatur wird der Begriff der förderlichen Blende in der Regel im Kapitel über Nah- und Makrofotografie eingeführt – also dort, wo man typischerweise mit einem Mangel an Schärfentiefe kämpft und sich möglichst viel davon wünscht. Hier wäre die förderliche Blenden also die, welche recht viel Schärfentiefe liefert, ohne daß Beugungsunschärfen überhand nehmen.
Das Optimum zwischen Abbildungsfehlern und Beugung heißt "kritische Blende" ...
Nein. Das heißt "optimale Blende". Hier ist – ohne Rücksicht auf Schärfentiefe – die Schärfe in der Einstellebene maximal. Sie hängt ab von der Qualität des Objektives. Je besser das Objektiv, desto größer seine optimale Blende.
Die "kritische Blende" hingegen ist die Blende, bei der die Beugung so arg wird, daß gemäß des durch den maximal zulässigen Streukreisdurchmesser festgelegten Kriteriums der "gerade noch akzeptablen Schärfe" selbst die Einstellebene nicht mehr scharf wird. Praktisch bedeutet das, daß beim Abblenden bis zur kritischen Blende die Schärfentiefe immer größer wird und beim Abblenden über die kritische Blende hinaus plötzlich
gar nichts mehr richtig scharf ist.
Die kritische Blende hängt vom Aufnahmeformat und der Entfernung ab. Im Kleinbildformat liegt sie im Fernbereich bei etwa f/45 - f/64 (im Nahbereich sind die kritischen Blenden größer). Die förderliche Blende liegt gewöhnlich so etwa auf halbem Wege zwischen der optimalen und der kritischen Blende. Doch je nach Bildabsicht kann sich das mal mehr zur optimalen, mal mehr zur kritischen Blende verschieben. Welcher Kompromiß zu schließen sei, hängt eben ganz von den jeweiligen Umständen, Absichten und Randbedingungen ab.
Die kleinsten an den Objektiven einstellbaren Blenden sind üblicherweise so gewählt, daß sie (im Fernbereich) um zwei bis drei Stufen unterhalb der kritischen Blende bleiben – was in etwa den förderlichen Blenden entspricht. Ausnahme sind die modernen Objektive für Vierdrittel- und Ein-Zoll-Format – die gehen meist genau so weit herunter wie traditionelle Kleinbildobjektive (also bis f/16 oder f/22), was aber für die kleineren Formate gar nicht sinnvoll ist. Im Vierdrittel-Format sollte man Blenden kleiner als f/11 vermeiden; bei Ein-Zoll-Format liegt die Grenze des sinnvollen bei etwa f/8.