Von "ausgiebig nachbearbeiten" habe ich auch nichts gesagt, sondern von "Schatten hochziehen". An meinem Computer ist das eine Sache von Sekunden.
Solange du beim Schattenaufhellen keine negativen Auswirkungen auf die Bildqualität des Gesamtbildes feststellen kannst, spricht aus meiner Sicht gar nichts dagegen. Wie du richtig schon festgestellt hast, stösst man dabei aber je nach Kamera an Grenzen. Bei meiner Kamera möchte ich die Schatten nicht mehr als eine Blende hochziehen. Wenn es mehr braucht - und das ist bei mir in vielen Fällen der Fall - brauchts halt noch andere Techniken.
Was man im Sucher einer DSLR (und in natura) sieht, hat in Fällen mit starkem Kontrastumfang nur wenig mit dem Ergebnis eines "JPG ooc" zu tun.
Bei der Verwendung von Verlaufsfiltern liegt der Vorteil wohl nicht darin, ein "OOC Jpg" zu erreichen (was ich auch eigenartig finden würde), sondern vor Ort auf dem Display ein Bild zu haben, welches keine ausgefressenen oder abgesoffenen Bereiche aufweist. Das kann hilfreich sein, macht vorallem aber Spass, gleich schon einen ersten Eindruck vom zukünftigen Bild zu erhalten. Natürlich schliesst dies nicht aus, dass anschliessend das RAW am Computer noch nachbearbeitet werden muss.
Ganz im Gegenteil sogar. Man muss sich nur ansehen, wie Ansel Adams seine Bilder entwickelt hat. Dann kann man eigentlich nur noch müde lächeln über "ich möchte das Bild schon fertig aus der Kamera haben".
Das ist natürlich das Argument, mit dem heute jede digitale Verunstaltung am Bild gerechtfertigt wird. Wenn da der Ansel Adams an seinen Bildern herumgewurstelt hat (Er hats ziemlich gut gemacht
), warum sollen wir das heute mit den fast unerschöpflichen Möglichkeiten digitaler Bearbeitung nicht auch tun?
Es spricht von mir aus auch nichts dagegen, seine Bilder nach Lust und Laune zu bearbeiten und sich "künstlerisch" zu betätigen. Das hat genauso eine Berechtigung, wie der Ansatz, halt ein "relativ" genaues Abbild einer Situation auf dem Foto abzubilden, wie es beispielsweise bei den National-Geographic-Fotografen der Fall ist. Das einzige Problem heutzutage besteht aus meiner Sicht darin, dass nicht mehr klar ist, welchem Anspruch ein Bild entspricht. Bei Ansel Adams war das einfach, schwarz-weiss ist immer eine Abstraktion der realen Umwelt (Ich beziehe mich jetzt mal auf seine S/W-Arbeiten, für die er ja hauptsächlich bekannt ist.)