Hier noch eine Bewertung zum c5i aus Amazon
Bevor ich auf das Produkt eingehe muss ich klarstellen, dass ich absoluter Profifotograf bin und mit Fotografie mein Geld verdienen muss. Ich erwarte immer das Allerbeste von meinem Zubehör, vor allem weil ich in einem Jahr an 400 Tagen fotografiere und eigentlich sogut wie immer in Extremsituationen komme. Das heisst für mich auch ganz klar, dass das teuerste Produkt auch immer das Beste ist.
Ich weiss ganz genau, was ich die nächsten 100 Jahre fotografieren möchte und genau diese Zeitspanne muss auch mein Stativ halten. Aus diesem Grunde kaufe ich eigentlich sonst nur Stative, die mehrere tauend Euro kosten - schon alleine wegen dem Wiederverkaufswert, der nach 100 Jahren wohl beim 80-fachen des Einkaufspreises liegen dürfte. Der Kauf analoger Spiegelreflexkameras vor 20 Jahren auf Anrat von Experten bestätigte mir meine Strategie zum aberdutzenden mal, denn wie jeder weiß, reißen sich heute alle um Analogtechnik ... nun aber zum Produkt:
Nachdem ich in diversen Foren unterwegs war um Meinungen über dieses Stativ einzuholen, wurde mir schnell klar: Dieses hier ist mitunter das Schlechteste, was man sich kaufen kann und ist absolut keinen seiner knapp 120 EUR wert. So wie alle anderen Stative auf denen nicht Gizmo, Mampfroto, Bärlauchbach oder ähnliches steht.
Alleine die Tatsache, dass es aus China kommt ist eigentlich schon Grund genug es direkt dem Wertstoffhof zu übergeben, denn jeder andere namenhafte Hersteller muss erstmal im Duden nachschlagen, was dieses "China" überhaupt ist. Niemand von denen lässt dort irgendwas produzieren.
Dennoch, dachte ich mir, gebe ich dem Stativ eine Chance und was soll ich sagen: Ich bin gnadenlos enttäuscht!
Schon als ich die Verpackung aufmachte kamen mir die ersten Zweifel auf. Die mitgelieferte Tasche war weder aus Kevlar, noch aus einem anderem, schusssicheren Material. Ich frage mich, wie ich damit in Krisengebieten ordentliche Fotos schießen soll, wenn eine AK-47 mein Fotostativ zersiebt? Soll ich jetzt gleich mein Hobby aufgeben oder wie?
Als ich das Stativ aus der Schachtel holte, war ich zunächst positiv überrascht, denn das Gewicht war sehr angenehm für die Stativgröße, aber die Ernüchterung kam schnell ...
Als allererstes fiel mir auf, dass das Stativ bereits in seiner maximal eingeklappten Form zum Vorschein kam und man es beim besten Willen nicht in sein Portemonnaie bekommt, egal wie sehr man drückt! Da hätte Rollei doch ein wenig mehr Geld in die Materialforschung stecken sollen. Jedes Raumschiff fremder Galaxien verwendet heutzutage bessere und kompaktere Materialien!
Der Aufbau des Stativs geht ja einigermaßen gut von statten. Auch wenn der Knopf für den automatischen Aufbau fehlt, so hätte man doch wenigstens eine Schnellaufbaufunktion, so wie bei Wurfzelten integrieren können - auch hier bin ich auf ganzer Linie enttäuscht. Bei der Konkurrenz sind hier sicher Lösungen bereits seit mehreren Jahrhunderten verfügbar.
Als das Stativ nach quälenden 30 Sekunden nun endlich stand, bin ich damit direkt hinters Haus gelaufen um endlich den dort befindlichen und kurz vor einem Ausbruch stehenden Vulkan zu fotografieren.
Ich kletterte also auf die Spitze und schaute von oben in den kochenden Schlund und da kamen schon die ersten Probleme auf: Zwar kann das Rollei problemlos in der Reprostellung montiert werden, aber es ist einfach viel zu unflexibel und instabil um es kopfüber über den Vulkanschlund zu montieren. Jeder Hobbyfotograf weiß was das heißt, einen Vulkan nicht direkt von oben in den brodelnden Schlund fotografieren zu können, sondern nur unten am Fuße im Ascheregen verrauschte und langweilige Bilder schießen zu können ... und nun passiert auch noch das, was mir in vielen Foren prophezeiht wurde: Die Mittelsäule gibt einfach nach und der Kugelkopf explodierte daraufhin schlagartig. Meine EOS 5D Mark III fiel nach unten und ist nun ein Teil des flüssigen Gesteins. Ich muss nun leider meine billige 5D Mark II montieren. Danke Rollei!
Als ich vom Vulkan wieder runter kletterte, verfolgte mich die Lava bereits auf Schritt und Tritt. Ich blieb einfach stehen um noch die letzten guten Aufnahmen zu machen, aber ... Pustekuchen! Das Stativ gab einfach nach, als es mit den Beinen in der Lava stand. Es wurde immer kürzer und kürzer nur weil ein bisschen Lava die Beine umfloss. Alleine die Tatsache, dass ich durch meinen Stand in der Lava ebenfalls mitschrumpfte, konnte mir den Blick durch den Sucher und somit noch das ein oder andere Bild retten.
Auf dem Weg zurück zum Haus bin ich noch schnell nach Texas geflogen um die Windfestigkeit zu testen und ihr könnt es euch vielleicht schon denken: Das Stativ war nach einem Tornado einfach weg. Ja richtig! Einfach weg! Bei einem Stativ dieser Preisklasse darf das eigentlich nicht passieren. Vielleicht hätte ich aber auch meinen Rucksack an den Stativhaken hängen sollen, damit es schwerer wird ... somit ist es sicherlich auch mitunter meine eigene Schuld.
Gottseidank habe ich mir dank meines unguten Bauchgefühls bereits im Vorfeld ein zweites Stativ gekauft, allerdings ist mittlerweile nur noch eine EOS 5D auf dem Stativkopf zu finden, denn so langsam gehen auch mir die Einweg-Kameras aus.
Ich habe also nun versucht bei einem eher mäßigen Sturm Bilder zu machen. Mein Basecap musste ich zwar trotzdem mit Bauschaum auf meinem Kopf befestigen, aber diesmal blieb wenigstens das Stativ stehen und flog nicht einfach weg. Dennoch auch hier: verwackelte Bilder ohne Ende, ich habe diese Bilder mal mit hochgeladen um zu zeigen, wie mir widerfahren ist! Es handelt sich hier eigentlich um eine Landschaftsaufnahme Texas, später am PC stellte sich aber heraus, dass das Bild so extrem verwackelt war, dass man plötzlich Kümmel als eine Makro-Aufnahme sah.
Bei Windstille verhält es sich aber ganz ordentlich, mein 200-500 mm Reisezoom von Sigma verträgt das Stativ aber irgendwie dennoch nicht. Bei 16kg sollte noch kein Stativ die Hufen hoch machen. Vielleicht liegt es aber auch am nicht betonierten Untergrund ... ist nämlich alles erstmal einen halben Meter eingesunken, schwingt auch plötzlich gar nichts mehr.
Da kommen wir auch schon zum nächsten Kritikpunkt, dem Schwingungsverhalten!
Ich habe, genau wie es einem Forum in einem Testvideo zu sehen war, mal gegen das Stativ getreten, während die Kamera installiert war. Und siehe da: das Stativ bewegte sich! Nun wollte ich es aber wissen ... ich drückte den Fernauslöser um die Langzeitbelichtung zu aktivieren und trat erneut gegen das Stativ ... auch hier das unfassbare Ergebnis: Die Bilder waren alle verwackelt!!! Wozu braucht man denn da ein Stativ?
Ich könnte hier noch dutzende Punkte aufführen, die mich vor dem erneuten Kauf dieses Stativs abhalten würden ...
Also liebe Leute von Rollei, nehmt es mir nicht übel, aber für 120 EUR ist es doch nun nicht so schwierig ein Stativ herzustellen, was einfach mal alle Extremsituationen abdeckt, oder doch?
Ich habe das Stativ nun ein wenig probiert und muss sagen, all das schlechte, was mir in Foren beschrieben wurde, ist auch bei mir haargenau so eingetreten. Es musste ja auch so passieren, weil jeder Forumsteilnehmer dort bereits dieses Rollei Stativ (und alle anderen billigen Stative) besaß und sich deshalb eine ausreichende Meinung über dieses bilden konnte.
Ich war zunächst noch sehr optimistisch, aber nachdem ich das hier alles erlebt habe, werde ich zu meiner Marsreise nächsten Dienstag wohl doch einen meiner teureren Gefährten mitnehmen müssen ...
Fazit:
Wer einen Kerzenständer sucht, der hat hier gerade so eine akzeptable Lösung gefunden ... wenn auch nicht gerade für texanische Verhältnisse. Wer aber ein Stativ für seine Kamera sucht, sollte lieber noch 2 oder 3 Kredite bei seiner Bank aufnehmen oder wenigstens seinen Jahreswagen verkaufen, denn wer billig kauft, kauft eben zwei mal. Wer Kameras für 100 oder gar 200 EUR kaufen kann, der sollte auch den ein oder anderen Tausender für Stative übrig haben.
Mir kommt jedenfalls kein Stativ unter 5000 EUR mehr ins Haus ...