Und wenn ich der IBIS in Kamera ausschalte und nur der Stabi in Objektiv arbeiten lasse, wurde es so funktionieren?
Obwohl der IBIS ist wahrscheinlich effektiver als ein Stabi im Objektiv. Dann macht es anscheinend kein Sinn sich für eine R5 / R6 Body eine stabilisierte Linse vom Fremdhersteller anzuschaffen, schon wegen Mehrgewicht / Mehrpreis, oder?
Wie ich schon sagte, IBIS funktioniert nicht wenn du ein Objektiv mit eigenem Stabi montierst. Egal ob du diesen ausschaltest, das IBIS Menü wird noch nicht einmal angezeigt.
Bei Sony ist das übrigens auch so. Allerdings kann man beim Metabones V Adapter mit EF Linsen dort den IBIS Modus erzwingen und beide zusammen laufen lassen (stabilisiert kombiniert aber schlechter, sieht aber in Videos gut aus). Hilft dir nur nichts an einer Canon und ob es mit IBIS besser stabilisiert ist fraglich.
Was den IBIS angeht:
Ja er
KANN effektiver sein. Das Objektiv benötigt dazu aber auch einen entsprechenden Bildkreis, damit der IBIS ausreichend Bewegungsspielraum hat, sonst driftet der Sensor aus dem Bildkreis. Das Objektiv muss diesen der Kamera dann auch noch mitteilen und diese muss den IBIS für den Bildkreis auch freigeben.
Und bei EF Objektiven ohne Stabi sind das laut Canon "bis zu" 5 Stufen die von der R5 und R6 freigegeben werden.
Bei Sony sieht man z.B. was durch den Verzicht von Bildkreis und IBIS Bewegungsspielraum möglich ist (bei Canon übrigens auch, siehe z.B. RF 16mm 2.8). Die Vollformat-Objektive können ultra klein und leicht gebaut werden, aber der IBIS läuft dann bei diesen kleinen und leichten Objektiven auch nicht mit der maximalen Effizienz. Vignettierung und Randunschärfen wären ansonsten katastrophal wenn sich der Sensor zu weit aus dem Bildkreis bewegt.
Bei den größeren Objektiven mit größerem Bildkreis ist der IBIS dann teils deutlich effizienter.
Beispiel: Ein zuckersüßes Tamron 17-28mm mit gerade mal 420g und Handtaschenformat bremst den IBIS richtig stark aus (ca 1/3s @17mm und im Weitwinkel ist es deutlich leichter Bilder stabil zu halten).
Ein dicker 1.1kg Brocken wie das Tamron 35-150mm hingehen bringt trotz höherer Brennweite eine deutlich längere Belichtungszeit zustande (0.5s @35mm) und das sieht man bereits im Sucher.
Objektive für Canon Vollformat DSLRs hatten allerdings immer schon einen recht großen Bildkreis und sind mit den kleinen Objektiven von heute nicht zu vergleichen. Bei einem EF 50mm 1.8 könnte es z.B. aber vielleicht etwas eng werden. Keine Ahnung ob Canon bei den EF Objektiven aus dem eigenen Haus unterschiedliche Spielräume freigibt oder pauschal bis zu 5 Stufen zulässt.
Je höher die Brennweite, umso weniger bringt ein IBIS noch. Wobei auch das wieder abhängig von der Objektivkonstruktion ist und der Kommunikation mit dem Body ist. Besagtes Tamron 35-150mm schafft z.B. an meiner a7 IV ("weltschlechtester" IBIS mit bis zu 5.5 Stufen) 1/15s bei 150mm. Das hat mein Canon EF 70-200mm 2.8 IS II damals bei 200mm mit eigenem 4-Stufen-IS geschafft. Bei 500mm bringt ein IBIS dann aber höchstens nur noch 1 Stufe Vorteil (siehe z.B. RF 100-500mm).
IBIS heißt folglich nicht immer dass er immer Vorteile bringt.
Wenn du den IBIS nutzen willst, solltest du ein Objektiv ohne Stabi kaufen. Die Stabilisierung funktioniert nach eigener Erfahrung sehr gut, innerhalb der maximal 5 Stufen, insbesondere im Weitwinkelbereich, ist dabei aber mit EF Objektiven nicht besser als bei meinen Sonys.
Mein Tamron (EF) 35mm 1.4 schafft mit dem R5 IBIS 1/8s scharf. 1/6s selten. Mehr ist aber nicht drin, außer an einer R6 weil da die Verwackelung nur etwa halb so stark auffallen dürfte weil sie auch nur knapp halb so viele Pixel hat.
Die "bis zu" 8 Stufen werden oft überbewertet.
Es ist nicht so, dass man damit durchweg mit allen Linsen die 8 Stufen unterstützen dann mehrere Sekunden belichten kann.
Ich würde mich auch nicht nur an den theoretischen Stufen orientieren, denn in der Praxis bekomme ich sehr gemischte Ergebnisse.
Mein EF 16-35mm F4L IS schafft z.B. mit nur 4 Stufen IS bis zu 1 Sekunde wenn man ruhige Hände hat, wohingegen das Tamron 35mm 1.4 mit dem IBIS (5 Stufen bei EF) nur maximal 1/6s bei der gleichen Trefferquote schafft.
Der magische Satz lautet immer "bis zu".
Ich habe mein Tamron 24-70mm 2.8 VC G2 und mein Tamron 85mm 1.8 VC auch mal an der Sony adaptiert und mit erzwungenem IBIS genutzt. Einen Unterschied zum VC macht das nicht wirklich. Ich empfand den eingebauten Stabi sogar bei beiden leicht im Vorteil, weil sie für die Objektive optimiert waren. Die längsten Belichtungszeiten blieben aber etwa gleich, einen Unterschied gab es eher bei der Trefferquote bei der der VC leicht vorne lag.
Mach dir keine Gedanken wegen IBIS und IS/VC, beide nehmen sich bei EF Objektiven auch von Tamron meist gar nichts. Nur ist ein optischer Stabi eben abgestimmt auf das jeweilige Objektiv und erhöht unter Umständen die Trefferquote. Weniger Ausschuss ist viel wert, selbst wenn es nur 10-20% sind.