AW: Sternenfotografie in Namibia
Hallo Deadvlei,
mmh, also bis auf die Aufnahme "Deadvlei in einer mondlosen Nacht" (#12) überzeugen mich die bisher gezeigten Aufnahmen noch nicht so ganz. Besonders was die Darstellung des Himmes betrifft, hätte ich (vom Standpunkt des Amateurastronomen) folgende Kritikpunkte:
1) Fast immer hast Du den Himmel für meinen Geschmack zu dunkel gezogen. Meist sogar komplett auf schwarz. Besonders extrem fällt mir das in #3, #4, #7, #9 und #13 auf. Hierdurch verschenkst Du sehr viel an schwachen Milchstraßen- bzw. Gasnebelausläufern und Hintergrundsternen. Die Bilder wirken irgendwie "abgehackt".
...o.k. in Namibia und auch in den dunklen Gegenden von Südafrika hat man leider auch immer mit Airglow zu kämpfen, so dass ein neutraler Hintergrund halt schwer realisierbar ist. Versucht man das Rot oder Grün z.B. in PS mit der Grau-Pipette aus dem Hintergrund raus zu bekommen, werden wieder alle anderen Farben (Milchstraße, Gasnebel, etc.) verfälscht. Außerdem stellt sich dann ja auch noch die Frage: An welcher Stelle wäre der Himelshintergrund wirklich "Neutralgrau". Ich habe gerade in der Nähe der Milchstraße da immer so meine Probleme...
2) Deine Milchstraßenbilder #1 und #2 sind mir "zu blau" während mir #7 und #9 "zu grün" sind. Bild #4 trifft es besser, wobei ich die Farbintensität persönlich lieber etwas zurück nehmen würde.
3) Bis auf Bild #4 sind sämtliche H-alpha-Regionen (Gasnebel) zu stark ins Magenta verschoben. Die müssten eigentlich mehr oder weniger rot bis dunkelrot sein!
Das mit den "richtigen Farben" bei Astrofotos ist sicherlich immer so eine Sache, bei der man sich in Amateurkreisen sicherlich die Köpfe heißreden kann. Auch ich nehme da für mich nicht in Anspruch die "echten Farben" auf meinen Bildern wieder zu geben. Aber zumindest ansatzweise sollte man doch versuchen zumindest in die richtige Richtung zu gehen...
Damit Du siehst was ich meine, hier mal ein paar meiner Bilder - o.k. die meisten davon sind nicht (wie bei Dir) mit stehender Kamera entstanden, sondern sind "richtige" Astrofotos mit Nachführung:
südliche Milchstraße + Magellanwolken
Ort: bei Robertson / Südafrika (03/2017)
Canon EOS 6D + EF 16-36/4 L IS USM @ 16mm f/4
Einzelaufnahme: 15s @ ISO 6400 (incl. Dunkelbildkorrektur)
ohne Nachführung
Das Bild ist Teil einer Serie, die für einen Zeitrafferfilm bestimmt ist. Während der Aufnahme hatte ich eine denkbar ungünstige Kombination aus dem im linken unteren Bereich durchziehenden Rauch eines in ca. 12km Entfernung wütenden Buschbrandes, der alles in diesem Bereich nach "gelb" verschob und allgemeinem Airglow in rot. Wenn man den Hintergrund dann halbwegs "neutal" zieht, driftet auch hier die Milchstraße ins eher weiß-blaue ab und die Gasnebel verlieren leider fast jeden Anflug von Rot. Dafür sieht man aber durch den helleren Hintergrund deutlich schwächere Ausläufer der Milchstraße als bei Dir!
Milchstraßenzentrum
Ort: Farm Rooisand / Namibia (05/2008)
EOS 400D + Sigma 14mm/2.8 EX @ f/5.6
10 x 10min @ ISO 800 (incl. Dunkelbildkorrektur)
Nachführung: Autoguider
Hier kommt die Farbe der Milchstraße eigentlich schon ganz natürlich rüber. Leider lag das Bildfeld bei der Aufnahme so, dass der Horizont "rechts unten" war, d.h. der trotz Bildbearbeitung noch sichtbare grünliche Hintergrund im rechten Bildteil ist dem Airglow geschuldet. Das schwache "rosa" der Gasnebel liegt an der fehlenden H-alpha-Empfindlichkeit der nicht für "Astro" umgebauten Kamera.
Eta-Carinae
Ort: Farm Rooisand / Namibia (06/2008)
EOS 350D (mit Baader ACF-Filter) + Sigma 300mm/2.8 EX APO @f/5.6
6 x 60s + 6 x 450s + 6 x 900s @ ISO 800 (incl. Dunkelbildkorrektur)
Nachführung: Autoguider
Das meinte ich mir dem zu dunklen Hintergrund und dem falschen Rotton bei Deinem Eta Carinae. Die speziell für "Astro" modifizierte Kamera bringt zudem einiges mehr an H-alpha rüber, als eine normale DSLR...
Antares-Region
Ort: Farm Rooisand / Namibia (08/2010)
EOS 5D (mit Baader ACF-Filter) + EF 300mm/2.8 L IS USM @f/5
5 x 60s + 5 x 150s + 12 x 450s @ ISO 1000 (incl. Dunkelbildkorrektur)
Nachführung: Autoguider
Dank der speziell für die Astrofotografie modifizierten Kamera kommen auch hier die schwachen roten Gasnebel deutlich besser heraus. Auch ist der Hintergrund so hell, dass sich noch schwächste Dunkelwolken vom Hintergrund abheben. Interessant sind auch die schwach bräunlichen Staubwolken, die auf vielen Aufnahmen im Netz leider immer wieder einem zu dunklen Hintergrund zum Opfer fallen.
Wer mehr Bilder von mir sehen möchte, sei auf mein Flickr-Album
"Astrofotografie (weltweit)" verwiesen. Dort sind auch Fotos von der benutzten Ausrüstung zu finden.
Bis dann,
Axel