Hi, ich habe mir von Dell den U2717D gekauft und bin recht zufrieden.
Ist eine nachrägliche Kalibrierung dennoch empfehlenswert? Ein Colorimeter ist derzeit nicht vorhanden.
Meine Antwort laut:
Dass hängt ganz von deinem Anspruch an die Farbrichtigkeit deines Monitors ab.
Nein:
Hast du niedrige Ansprüche, so kannst du lange Zeit mit dem Monitor und seinen Einstellungen leben. Da sich die Augen ständig an die durch die Alterung der Bauteile veränderte Anzeige anpassen, wirst du lange Zeit nichts bemerken. Schleichende Veränderungen in der Helligkeit, im Kontrast und leichte Farbverschiebungen werden dir somit womöglich jahrelang nicht auffallen.
Ja:
Hast du gehobene Ansprüche, werden dir irgendwann Unterschiede zu älteren Bildern, zu deinen früheren und jetzigen Ausdrucken oder zu anderen Monitoren usw. auffallen. Dann wirst du Testbilder bemühen und feststellen, es hat sich was geändert. Da dich dann die Testbilder wahrscheinlich nicht mehr zufrieden stellen werden, wirst du dir ein Kalibrierungsgerät kaufen und über das Vorher- /Nachhererlebnis erstaunt sein. Vielleicht ärgest du dich sogar, dass du nicht eher diese Geldausgabe getätigt hast.
Ja, Ja, Ja:
Falls du dich ernsthaft mit Farbmanagement, mit normgerechter Arbeitsplatzbeleuchtung, mit profilierten Druckern, Kameras, Beamer und Monitoren auseinandersetzt, benötigst du als erste Anschaffung ein Kalibrierungsgerät für den Monitor. Alles weitere kommt danach.
Warum ein Kalibrierungsgerät für den Monitor?
Weil nur ein Kalibrierungsgerät ein Zeitlang (also einige Jahre) die farbrichtige Darstellung unterstützen und wieder herstellen kann.
Beim Kauf des Monitors ist die Welt ja noch einigermaßen in Ordnung. Der Hersteller bescheinigt dir die Qualität des Gerätes eventuell sogar mit einem Kalibrierungsprotokoll. Dann schaltest du das Gerät ein und arbeitest Stunde um Stunde, Woche um Woche damit. Bauteile erwärmen sich und dehnen sich aus und ziehen sich beim Abschalten wieder zusammen. Mechanische Alterung setzt ein. Spannungs- und frequenzbestimmende Bauteile im Netzteil und anderen Bauteilen altern. Schau dir mal die Kennlinien einer farbbestimmenden LED an. Ein winzige Spannungs- oder Stromveränderung hat auch eine Helligkeits- und Farbveränderung zur Folge. usw.
Irgendwann ist auch der Monitor so verbraucht, dass auch ein Kalibrierungsgerät keine Wunder mehr vollbringen kann. Ich habe die Lebensdauer eines Monitors noch nicht recherchiert, ich schätze sie bei einem Hobbyfotografen auf max. 10 Jahre, bei einem Profi- auf rd. 5 Jahre.
Vielleicht hat jemand Zahlen aus der Praxis parat.
Mein Schlußwort aus eigener Erfahrung lautet:
Freu dich einige Monate an deinem neuen Monitor. Mach dich in dieser Zeit über Farbmanagement und Kalibrierung schlau und kauf dir dann ein in den Fotoforen empfohlenes Kalibrierungsgerät. Sie sind bezahlbar. Ich verwende z.Z. ein X-RITE i1 Display Pro.
Durch diesen Thread wurde ich daran erinnert, dass meine letzte Kalibrierungssitzung mehr als ein halbes Jahr her ist. Dann weiß ich ja, was ich heute Abend noch machen kann.