Nach 5 Wochen mit MFT wollte ich mal erste Erfahrungen mit Euch teilen:
Dazu muss ich vorab sagen, dass ich nochmal ordentlich ins Zweifeln kam, ob ich denn die richtige Entscheidung getroffen habe. Nicht, weil ich mit meiner G9 und den sich hinzugesellenden Optiken unzufrieden war, ganz das Gegenteil ist der Fall, sondern weil kurz nach Kauf die Fuji XH1 angekündigt wurde und jetzt auch noch die Sony A7iii. Beides Kameras in einer ähnlichen Preisliga mit zweifelsohne größeren und besseren Sensoren. Ich hatte mich ja für die G9 auch deswegen entschieden, weil es bei Fuji haptisch für mich nichts vergleichbares gab. Die XT2 und A9 (in Erwartung der A7iii) haben mir einfach nicht so in der Hand gelegen wie die G9, mal abgesehen von weiteren Features wie Sucher usw. Fast alles (außer Pixelshift) kann die XH1 jetzt aber auch. Und inklusive einem auch sehr guten Kit 18-55 2.8-4.0 auch preislich mit meiner Kombi mit dem PL 12-60 2.8-4.0 vergleichbar.
Warum rücken dann jetzt meine Zweifel zunehmend in den Hintergrund? Das sind sicherlich ganz persönliche Eindrücke:
1. Das Handling der G9 lässt mich einfach nichts vermissen, außer vielleicht, dass ich gerne die Dauer der Top-Displayanzeige regeln würde, weil das Licht einfach zu schnell ausgeht. Aber das sind nun wirklich Peanuts und vermutlich eine Frage der Zeit mit Firmware. Ob das Handling Fuji mit der XH1 so hinbekommen hat bleibt abzuwarten (wobei das vielversprechend aussieht, auch noch das etwas besser lesbare Top Display, und Blendenringe würden mir auch gefallen). Die A9 jedenfalls lag mir nicht so.
2. Ich schätze den Zoombereich des 12-60 bei gleichzeitiger Lichtstärke und Kompaktheit ungemein, und die Bilddaten meiner Bilder zeigen es auch. Ich denke ich müsste mich jetzt sehr einschränken, um z.B. mit weniger WW und Tele z.B. eines Fuji 18-55 zu leben.
3. Das 20mm 1.7 Pancake ist sonst unerreicht. Nicht was die gute BQ anbelangt, das können andere auch, wenn auch nicht immer bei Offenblende, sondern dies bei so kompakten Maßen mit 83 Gramm eine f1.7 zu schaffen. Im Fall, dass ich kompakt unterwegs sein will und die Offenblende brauche, bringt es mir gegenüber dem Fuji 27 2.8, aber auch dem Sony 35 2.8, immerhin 1,5 Blendenstufen! Klar kann man bei Fuji schöne 1.4er Primes dranschrauben, aber dann auch mit entsprechendem Preis und Gewicht. Wobei das oft sicher ok ist, nicht aber, wenn man mal unterwegs nur mit einem Pancake unterwegs sein will.
4. Das Oly 75mm 1.8 gefällt mir auch sehr gut. BQ schon ab Offenblende, 150mm KB und f1.8 bei 300g ist genial! In "meinem" Konzertsaal auch die perfekte Distanz von hinten. Ein Beispiel im Anhang.
5. Der Stabi wirkt Wunder, insbesondere als Dual-IS. OK, das hat auch Sony schon lange und Fuji jetzt auch, aber es muss nunmal gesagt werden, weil es zu meiner Fotografierfreude deutlich beiträgt. Ebenso wie die hohe Geschwindigkeit, der tolle Sucher und andere Features, die Fuji und Sony jetzt aber auch haben bzw. ich nicht wirklich vergleichen kann.
6. Pixel-Shift habe ich bislang eher nur testweise ausprobiert, aber es ist beeindruckend. Da liegt noch ungenutztes Potenzial in der Kamera, mit der ich eine BQ fast auf Höhe der Nikon D850, Sony A7Riii und Pentax K1 (inkl Pixel Shift) erreichen kann, und das mit der Kompaktheit von MFT. OK, natürlich nur bei bewegungslosen Objekten mit Stativ.
7. Es wird hier häufig über Äquivalenz geredet und den Nachteil von MFT bei der Freistellung bei gleicher Blende. Für MICH ist die größere Tiefenschärfe ein Vorteil, den ich sehen kann, auch bei Gruppen, wo nicht immer alle in einer Linie aufgereiht sind. Ich mag komplett scharfe Gesichter, auch wenn ich Offenblende einsetzen muss, was häufig der Fall ist. Klar, im WW-Bereich wäre etwas mehr Freistellung nett, aber da macht es wenig aus. Und wenn ich mag, dann bringt z.B. mein 75mm 1.8 und selbst das Zoom ab dem mittleren Bereich mehr als genug Freistellung.
8. Ich plane mein System um ein kompaktes Gehäuse zu ergänzen. Nur bei MFT muss ich da nicht auf den von mir inzwischen so geschätzten Stabi verzichten. Fuji wird da erst in der nächsten Generation soweit sein, bis das z.B. auch bei einer XE4 oder XT30 durchdringt (wenn das da dann reinpasst), und bei Sony gibt es neu keinen Einstieg unter 2000 €, und gebraucht ist der AF nicht auf der Höhe der Zeit, was gerade für die "Street"-Ergänzung wichtig wäre.
Nichtsdestotrotz werde ich Fuji und Sony weiter verfolgen, vielleicht auch einmal umsteigen, aber jetzt werde ich erst einmal tiefer in MFT und meine Ausrüstung einsteigen und weiter rausgehen Fotos machen. Und wer weiß denn jetzt schon wie die nächste Generation dieser 3 Systeme dann im Vergleich aufgestellt ist?