Zum Punkt "Bearbeitung" :
Nun, es soll auch Motive geben, welche man noch nicht millionenfach gesehen hat und nicht erst durch die Bearbeitung einzigartig werden,
Ein Foto ist immer so etwas wie "bearbeitet".
Ein digital aufgenommes sowieso.
Es geht nicht anders, als dass Farbigkeit, Sättigung usw usw nicht genau - bzw auf den Bildpunkt koordiniert - nicht definiert werden müssen.
In der Analogfotografie ist's der Film, bzw dessen Eigenschaften. Nur : da muss man sich im Voraus entscheiden, was zur Bildidee passt. Aus einem SW-Film lässt sich kein Farbfoto machen.
In der Digitalfotografie wird das entweder über JPG-Voreinstellungen in der Kamera oder RAW-Nachbearbeitung gemacht.
Aber - man muss sich immer entscheiden, es ist nie ein Zufall. Und darum gehört auch dieser Bereich zur Gestaltung eines Fotos.
Kameras sind so konstruiert, dass sie einem diese Entscheidungen "abnehmen" können, indem sie eine "per default" Grund-Konfiguration haben.
Es verhält sich also diesbezüglich nicht anders als der Belichtung, der Wahl von Blende und Verschlusszeit - und ggf sogar dem Einsatz eines Blitz.
Ob dies dann im konkreten Fall überhaupt von Relevanz ist, hängt vom Anspruch an ein Foto ab.
Es gibt also durchaus auch Fotos bei denen die farbliche Gestaltung insofern nicht von Belang ist, weil es die Bedeutung des Fotos nicht verändert, solange die per default Einstellung neutral ist.
Das schliesst den Kreis wieder, denn auch ab da liegt es wieder an der Entscheidung dessen, der das Foto macht.
Man kann es auch anders sagen :
Ein Foto muss ja irgendwie aussehen. Es muss irgendeine Farbigkeit, irgendeine Sättigung usw usw haben.
Genauso, wie ein Foto immer irgendwie belichtet werden muss, irgendeine Verschlusszeit, eine Blende, Schärfentiefe.
Traditionell gibt es diesbezüglich in der Naturfotografie drei Sichtweisen :
Die "Naturalisten/Realisten" denen es wichtig ist, die Natur unverfremdet zu zeigen, und Jene welche die Natur diesbezüglich nicht von anderen Motiven unterscheiden und sich Verfremdung zumindest offen lassen.
Und dann die "pictorialistische" Sichtweise, bei der die Bildaussage im Vorgergrund steht, das Motiv dabei schon fast zum "Mittel zum Zweck" degradiert wird.
Früher gab es sogar Bewegungen die daraus einen Codex machten - etwa die "straight photography" um ihre berühmtesten Vertreter wie Ansel Adams, Edward Steichen oder der "späte" Alfred Stieglitz.
Oder eben der Pictiorialismus auf der "anderen Seite".
"Bearbeitung" ist natürlich ein breiter Begriff.
Sie beginnt bei rein technischen Dingen wie Flecken entfernen, Rauschen, Schärfe usw geht in's Gestalterische mit Dingen wie Belichtungsanpassungen, Stitching, und mündet schliesslich in Verfremdung, Composing.
Die digitale Verarbeitung/Bearbeitung macht die Grenzen noch fliessender, als sie bereits schon sind.
Es liegt nahe, dass in der Naturfotografie/Landschaftsfotografie der Anspruch an Nicht-Verfremdung höher gestellt wird, als in anderen Genres.
Allerdings vlt auch nicht mit jener Bedeutung wie in der Reportagefotografie, bei der es ja auch um die Authenzität der Information geht.