Hallo zusammen!
Auch ich finde den Beitrag von Cas81 sehr gut - fraglich ob er von der eigentlichen Zielgruppe auch gelesen und verstanden wird?
Meiner bescheidenen Meinung nach, geistern noch heute viele "Argumente" für KB Format durch die Gegend, die aus Zeiten stammen, wo sie auch sicherlich zutrafen. Allerdings heute eben nicht mehr, bzw. nicht mehr in vollem Umfang.
Wenn man sich bspw. die Sensoren und deren Weiterentwicklung anguckt, dann haben sich die High-ISO-Eigenschaften von KB und APS-C Sensoren immer mehr angenähert, trotz ständig weiter steigender Auflösung. Insofern sehe ich heutzutage darin kein zwingendes Argument mehr für KB.
Viel hat heute (nur noch) mit der Produktpolitik der Kamerahersteller zu tun. Da werden eben die neuesten und/ oder High-End Features nur in die entsprechenden KB Modelle eingebaut (aus meiner Sicht vermutlich um erstens den Preis zu rechtfertigen und zweitens um die Modelle an den Mann oder die Frau zu bringen).
Wenn man sich mal anguckt, dass aktuell bspw. zwischen einer 5D IV und einer 80D ein Preisunterschied von ~ 2.500,- EUR besteht, dann sollte man sich schon mal fragen, ob man den "Mehrwert", den man dafür erhält im fotografischen Alltag auch wirklich nutzt/ ausschöpft?
Thema Freistellung: Ich (als People-/ Portraitfotograf) kann es nicht mehr hören
. Und sehen kann ich die Bilder, wo das schöne Gesicht zur Hälfte schon unscharf ist auch nicht mehr! In meinen Augen gibt es kein anderes Stilmittel, welches so oft "missbraucht" wird, wie die Freistellung. Dabei werden andere Aspekte wie eine vernünftige Bildkomposition, Pose, Blickwinkel etc. oft völlig außer Acht gelassen, Hauptsache (fast) alles ist "schön unscharf".
Wer keine Freistellung mit APS-C und einer 1.8er Linse hinkriegt, dem hilft KB auch nicht!
Objektive: Hier muss man pauschal bedenken, dass EF (also KB-taugliche) Objektive alleine schon aufgrund des größeren Bildkreises aufwendiger zu konstruieren sind, und alleine schon deswegen oftmals teurer. Ihr Vorteil liegt u.a. darin, dass man sie auch problemlos an APS-C Bodys verwenden kann (was ja umgekehrt für EF-S Objektive eben nicht gilt).
Heutzutage gibt es auch über den gesamten "normalen" (nicht Normalbrennweite) Brennweitenbereich hinweg eine entsprechend gute und große Auswahl an EF-S Objektiven (was ja auch nicht immer so war).
Lediglich im (U)WW-Bereich stößt man technisch bedingt an Grenzen. Aber mal ganz ehrlich, wer tatsächlich oft/ öfter mit extrem kurzen Brennweiten arbeitet, für den ist das hier eh kein Thema. Und in Zeiten wo man selbst freihand problemlos mehrere Aufnahmen machen kann, die eine Software hinterher im Nu zu einem Panorama zusammensetzt, wo ist da die echte Notwendigkeit für KB?
Umgekehrt hat man mit APS-C aber quasi schon einen eingebauten 1,6-fach TK. Sprich bei einem 70-200mm hat man vom Bildwinkel her eigentlich schon 320mm (an KB), und das ohne die Nachteile, die ein richtiger TK mit sich bringt.
Oft liest man hier im Forum auch Beiträge zum Thema "Größe & Gewicht". Auch hier klarer Nachteil für KB, bzw. Vorteil für APS-C. Denn fast immer sind die EF Objektive größer und schwerer (s.o.), und teurer i.d.R. auch noch. Letzteres sollte man durchaus im Hinterkopf haben, bevor man sich einen KB Body zulegt!
Nächster Punkt "Immer-Drauf", oder besser gesagt ein möglichst universelles Zoom, welches für die meisten Gelegenheiten passt, wenn Objektivwechsel (aus welchen Gründen auch immer) mal nicht angesagt ist.
Bei KB hat man hier eigentlich nur die Wahl zwischen 24-70mm und 24-105mm! Für weit weniger Geld erhält man für APS-C hingegen auch ein 18-135mm (~ 29-216mm), welches sich ganz nebenbei schon seit der vorletzten Version (mit STM) auch noch hervorragend zum Filmen eignet.
Mein Fazit:
Heutzutage sind die aller meisten "Hobby Fotografen" mit einem APS-C Body bestens gerüstet. Und wer nicht in der glücklichen Lage ist, dass Geld für ihn keine Rolle spielt, der ist dabei weit günstiger bedient.
Denn aktuell z.B. kostet ein "ebenbürtiger" (soll heißen mind. so ausgestattet) KB Body wie die 5D IV ("kleiner" gibt es aktuell nur eine 6D) etwa € 2.500,-
mehr, als eine 80D, und immer noch rund € 1.500,- mehr als der Vorgänger 5D III, der inzwischen gut 5 Jahre "alt" ist (03/2012). Mal ganz davon abgesehen, dass Canon gewisse "Features" wie ein Klappdisplay bei KB Modellen gar nicht anbietet.
Wer dennoch "unbedingt" mit einem KB-Body liebäugelt, dem kann ich nur empfehlen, diesen
zusätzlich zu (s)einem APS-C Body anzuschaffen. Somit kann man je nach Bedarf die Vorzüge beider Welten nutzen!
Die Zeiten, wo man in "KB = Profi" und "APS-C = Hobbyist" unterteilen konnte, sind längst vorbei. Auch wenn sie sich bei einigen Leuten scheinabr tief ins Hirn eingebrannt haben.
Wenn man sich die (aktuelle) Produktpalette von Canon (und auch bei anderen Herstellern) so anguckt, dann fällt auf, dass zum einen die Modellauswahl bei APS-C wesentlich größer ist, und zum anderen die Zeiträume bis zum Erscheinen von Nachfolgemodellen, bzw. neuer Modelle wesentlich kürzer sind. Dementsprechend kann man sich wesentlich besser einen Body aussuchen, der am besten zu den eigenen Ansprüchen& Vorlieben, bzw. zum gegebenen Budget passt.
Dabei noch gar nicht erwähnt habe ich das Thema "Wertverlust". Der ist prozentual bei KB mindestens genauso groß wie bei APS-C, was bei (deutlich) höherem Anschaffungspreis dann unterm Strich effektiv eben einen höheren Betrag darstellt.
Gruß
Gunther