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Mir ging es bei dem Bild nicht um mein Ego, sondern um die Abbildung der Stimmung in dem Moment auf der Straße. - Eine sehr nette und allgemein friedliche Stimmung (Straßenfest im Szeneviertel).
Was hier friedlich ist, scheint Deine ureigenste Auffassung zu sein..
Gut, wenn er einfach Beiwerk in einer Szene ist.. ok.
Panoramafreiheit.. aber das ist ja nicht Inhalt des Threads sondern
aggressive Streetfotografie a la Bruce Gilden..
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Das Recht hat er, und ich würde auch nicht dagegen argumentieren, dass er es einsetzen darf, wenn er will, solange die Mittel verhältnismäßig bleiben.
Wobei "Du" als Fotograf schon wieder dabei bist, die Verhältnismäßigkeit selbst in Deinem Kopf festzulegen. Die gewählten Mittel sind letztlich immer abhängig von der jeweiig höher zu bewertenden Interessenlage. Und wenn er Dir sagt, er will nicht auf dem Bild sein, also auf Löschung besteht, ist ja nix los. Kritisch wird es erst, wenn Du Dich weigern oder ihn verarschen willst. Das war letztlich auch nicht gegen Dich gerichtet, der dem nachkommt, sondern gegen die Vertreter, die sich dann in den Kameras doppelte Kartenslots und "Stripesets" wünschen um den lieben Mitmenschen zu "verarschen", wie es hier bereits schon zu lesen war. Insofern richtete sich das nicht gegen Dich.. sorry wenn es so rüberkam.
"Löschen!" wäre, wenn er in der Tat Mittelpunkt gewesen wäre, angemessen gewesen, damit habe ich kein Problem.
Hätte er mir eine gelangt, wäre es eins gewesen. Zwar argumentieren hier eine Menge Leute anders und behaupten, auch das wäre noch im Rahmen des Nachvollziehbaren, ...
Vermutlich langt er Dir keine, wenn Du der Aufforderung nachkommst. Auch der Rocker ist sich der Strafbarkeit seiner Handlung bewußt. Er hat nur eine glasklare Lebenshaltung. Du Fotografierst ihn nicht zu Deinem Vergnügen, wenn er es nicht will. Die Frage, ob er Dir nun eine scheuert, ist abhängig von Deinem Verhalten bei seiner Aufforderung.. mehr nicht.
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Was gäbe es dann für die Belästigung durch einen Vertreter? Einen gebrochenen Arm? Was für Falschparken, bei dem eine Mutter nicht mit dem Kinderwagen den Weg benutzen kann? Gebrochenes Bein? Bei Rot über die Ampel gehen? Überfahren wäre angemessen? - Bevor einige Ja brüllen, wer kann schwören, nie bei Rot über die Ampel gegangen zu sein?
Na das ist nun Quark.. solange der Mensch der falsch parkt einsichtig ist, versteht das ein Behinderter auf seinem Rollstuhl nicht da durch kommt, solange der Vertreter nicht ein zweites Mal klingelt, usw.. ist gar nichts los.
Worauf es ankommt, ist immer die Verhältnismäßigkeit. Bei manchen Arten der Fotografie bleibt es nicht aus, den Leuten ungefragt auf die Pelle zu rücken.
Weil es "Arten" der Fotografie gibt, soll also nach Deiner Meinung dieser Grundsatz "Recht auf das eigene Bild" schon wieder den Bach runter in Deinen Aussagen. Die Art der Fotografie die jemand betreiben will ist da wohl schon wieder der moralisch höher anzusiedelnde Wert, der sich über das Recht am eigenen Bild hinwegsetzen möchte? Es geht hier nicht über in der Öffentlichkeit zufällig in das Bild gelaufenen Passanten, sondern um bewußtes "Angehen" von Personen. Verniedlichend wird dann genau dieser Mist, war "zufällig" im Bild rausgekramt um das eigentliche Vorhaben, solchen Idiotenkram wie BG zu veranstalten.
Aber egal ob der Fotograf dann das Recht auf seiner Seite hat oder der Fotografierte, muss es für beide Seiten möglich sein, ihr Recht nicht wie ein Absolutum zu behandeln, sondern einen Kompromiss zu finden. Es gibt weder ein Naturrecht auf absolutes Unbelästigtsein, noch eins auf volle Ego-Entfaltung.
Von Menschen die uns täglich auf der Straße werden wir auf tausend Weisen täglich "belästigt". Seien dies die 10.000 Autos mit Ihrer Geräsuchkulisse, das Callcenter das die 27igest Versicherung verkaufen will, der Angetrunken auf der Straße "pöbelnde" Mitmensch oder denk Dir selbst was aus. Das alles nehmen wir täglich hin.
Allen Begegnungen gemein ist, das Individualbegegnungen sind, die wir wieder ausblenden. Flüchtige Begegnungen halt. Es bleibt nichts davon übrig und ist nur unter den Menschen für einen Augenblick visuelle "Berührung". Das Foto aber, das Du machst, kann in verschiedene Kontexte gestellt werden, den Menschen zur Schau stellen.. also die ganze Palette die hier auch schon genannt wurde. Damit ist bleibt es nicht bei einer flüchtigen visuellen Begegnung, sondern ist bleibende Erinnerung an eine bestimmte Situation.
Du magst die Situation toll gefunden haben und sie Dich aus den und den Gründen fasziniert. Klar gibt es Situationen, die einmalig sind, aber ist dies deshalb ein höher anzusiedelndes und von Dir bestimmbares Ziel, gegen die Bedürfnisse der Mitmenschen zu verstoßen. Ich glaube nicht.
Das ist kein brauchbares Argument, weil Du weder die Situation erlebt, noch das Bild gesehen hast. Den künstlerischen Wert kannst Du also nicht beurteilen - nicht, dass ich einen behaupten würde, weil Kunst nun mal Ansichtssache ist.
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Meine Argumentation sollte darauf hinauslaufen, dass die Aggression, die im Titel genannt wird, nicht unbedingt eine gegen die Mitmenschen gerichtete ist, sondern die Vorgehensweise beschreibt, ohne jedoch deswegen jede Achtung vor dem Menschen zu verlieren. Dass das ein scharfer Grat ist, ist mir klar. Aber darum geht es mir gerade: nicht entweder oder radikal durchzusetzen, sondern zu versuchen, diesen Widerspruch zu sehen und zu versuchen, ihm mit angemessenem und kompromißbereiten Verhalten auf beiden Seiten abzuschwächen.
Nochmal, Aktion und Reaktion.. Du wirst nicht geschlagen wenn Deine Kamera im Rucksack bleibt oder nicht gehoben wird. Ansonsten würde ich sie schon zur Beweissicherungszwecken zücken.
Vom Fotografen und seiner Meinung, was er denn für "künstlerisch" wertvoll hält und auf den Sensor/die Speicherkarte zu bannen beabsichtigt, geht hier die Aktion und Bewertung dessen aus.. schon bemerkt. Über künstlerische Aspekte will ich nicht diskutieren oder nur in so weit, als das sich jeder Fotograf seine Definition von künstlerischem Wert selbst zurechtlegt und als Legitimation für sein Handeln herbeiruft, wenn er in Wahrheit gegen Regeln des menschlichen Anstandes und auch der geltenden Gesetzeslagen verstoßen will. Er nutzt dies als Rückzugsgebiet für eben diese "Grenzüberschreitungen". Ja, gerade weil er diese Grenzen vorfindet, scheint es für etliche ansonsten sehr gelangweilte Fotografen genau der Kick zu sein, mal wieder irgendetwas Neues zu machen, weil der Vorrat an eigenen Vorstellungen leider nicht reicht. Damit ist jetzt nicht Dein Straßenfest gemeint, sonder solche Vertreter die an Urinalen Betrunkene ablichten, mit Fotohandys in der Hand darauf warten den Mädels unter den Rock zu schauen, alte Omis auf der Straße zu erschrecken, usw.. Dies alles für den Kick und die Klicks in seine Bildergalerie.. geil.
Ich würde wirklich begrüßen, wenn weniger die verbale Keule geschwungen wird. In Anbetracht des Schicksals anderer Menschen ist "Rechte mit Füßen treten" in diesem Zusammenhang in jeder Hinsicht übertrieben.
Nun klingt die Verletzung des Rechtes am eigenen Bild aber langsam wie Falsch parken bei Dir !
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Doch, da darf man sich wundern. Wir haben mit gutem Grund ein (leider nicht immer eingehaltenes) Gewaltmonopol in unserem Staat vergeben. Man sieht allein schon dieser Diskussion an den zumeist vollkommen kompromißunfähigen Standpunkten, dass ein Gewaltmonopol nötig ist.
Stimme ich zu, darf aber nicht dazu führen, das jeder macht was er will nach seinem Gutdünken und das mit der Begründung, das Gewaltmonopol liegt beim Staate, mir passiert also nix. So kommt es letztlich dazu, das eine immer weitere Verrohung der Moral einsetzt. Manchmal finde ich es vorteilhafter, mal wieder direkt zu erfahren, was Menschen mit sich machen lassen und was sie nicht wollen, statt mit der "Advocard" zu winken und zu denken.. ich hab ja meinen Anwalt. Alles klar?
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Bevor die naheliegende Frage kommt, wie denn dann jemand sein Recht durchsetzen soll, wenn sich der Fotograf weigert: Dafür habe ich vielleicht keine Lösung. Aber keine Lösung für einen Konflikt zu haben, heißt nicht, dass die erstbeste Reaktion angebracht ist.
Siehe Kommentar davor. Meine Frau mag sich von fremden absolut nicht fotografieren lassen. Auf einer Veranstaltung war ein Pressefotograf, der den Auftritt einer Band fotografierte. In der Pause war ihm wohl langweilig oder er suchte nach hübschen Mädels. Penetrant wie war, hatte er es immer wieder auf sie angelegt, obgleich sie sich erkennbar stets abwandte sobald die Kamera in ihre Richtung gehalten wurde. Ich hin zu dem Typen, ihn aufgefordert mir die Bilder zu zeigen.. was passiert.. ein Grinsen und er ging weiter. Was nun? Er hat kein Bild von ihr bekommen, das war klar.
Und solche Spacken sind es, die einen letztlich mit ihren Aktionen dazu nötigen, irgendwann einmal in direkter Form das Gewaltmonopol des Staates in eine bestimmte Richtung zu durchbrechen. Das wird dann klar, unmittelbar und vor allem unvergeßlich sein..
Bei manchen Dingen kann man eben schlecht im Voraus fragen, weil es dann nicht mehr funktioniert (üblicherweise frage ich auf der Straße, bevor ich jemanden fotografiere, oder etwas von ihm). Diese Belästigung muss jeder ertragen können. Gleichzeitig muss ich auch ertragen können, dass er das nicht will und dann mit ihm einig werden. Ein Recht auf ein komplett von anderen Menschen unbehelligtes Leben gibt es nicht im öffentlichen Raum. Das gilt für beide Seiten.
Das ist richtig, solange der Fotografierte nicht im Mittelpunkt steht. Und ein Verhandeln gibt es da nicht. Wenn jemand selbst nach dem Vortrag auf Löschung besteht.. löschen.
Das ist sinnlose Polemik und trägt nicht zur Stärkung Deiner Argumente bei. Kunst wird nicht nur von staatlich geprüften Künstlern gemacht, sondern von jedem Menschen, der sich inspiriert fühlt und aus der Inspiration eine Schöpfung entstehen lässt. Dass dabei manchmal Schrott und manchmal nur Banales herauskommt, sollte nicht dazu führen, den künstlerischen Drang in allen Menschen abzuwürgen, deren Werke man (wer?) nicht für ausreichend wertvoll erachtet.
Unter diesem Deckmantel dessen was jemand als künstlerisch "für sich" als wertvoll erachtet. Und jeder der sich "inspieriert" fühlt und die Schöpfungsgeschichte hier scheinbar neu erfindet, soll nun nach Deiner Meinung dazu führen, das ich wenn jemand in Dein Bild kommt, dies nicht will, auf Löschung besteht, nun das künstlerische Jahrhundertfoto für die Nachwelt "versaut". Was willst Du damit legitimieren?
Auf der anderen Seite darf niemand gezwungen werden, über das notwendige und abwägbar sinnvolle Maß (inklusive kleiner Belästigung) zum Objekt dieser künstlerischen Tätigkeit zu werden. Extreme und Ekalation sind im gesellschaftlichen Umgang am Ende für alle Seiten unerfreulich.
Und genau da sind wir wieder zusammen und das finde ich den richtigen Ansatz. Wenn dann noch das Denken dazukommt, von wem Aktionen ausgehen, wird ein Schuh draus. Diese Klarheit im Handeln, vorher zu fragen oder simpel danach zu zeigen und zu fragen, den Menschen teilhaben zu lassen an dem was so künstlerisch wertvoll war, erst das macht es zu einer
wertvollen Art des Miteinanders, wo nicht das Foto des Fotografen über das
des Recht aufs eigene Bild gestellt wird unter dem stereotypen.. es dient der Kunst. Welcher eigentlich? Kunst ensteht im Auge des Betrachters.
Der Fotograf ist Beobachter und Aufzeichner.. Die wahre Kunst, ist die Realität, die uns umgibt, aber mal mehr mal weniger von jedem Einzelnen wahrgenommen wird. So ist es eigentlich ein Kinderspiel wie das "ich sehe was, was Du nicht siehst".. keine Kunst, sondern Spielerei.
LG
Hinnerker