Hallo,
ich möchte auch mal meine Erfahrungen der ersten Hochzeit, die ich fotografisch begleitet habe, mit euch teilen.
Vielleicht beginne ich aber zunächst mit ein paar Worten zu mir, damit man dann das Ganze etwas besser einordnen kann.
Mit der bewussten Fotografie, die über das Knipsen hinaus geht und an die man auch selber einen gewissen Anspruch legt, beschäftige ich mich seit etwa zwei bis drei Jahren. Überwiegend bin ich in der Landschafts- und Städtefotografie Zuhause, beschäftige mich aber seit etwa einem Jahr auch intensiv mit der People-Fotografie.
Früher oder später kam also, nachdem jene Portraits im Freundeskreis eine gewisse Aufmerksamkeit erregten, die Frage eines Freundes auf, ob man nicht von einem befreundeten Pärchen seinerseits die standesamtliche Hochzeit fotografisch begleiten könnte.
Zunächst war ich skeptisch, da mir bewusst war, dass man mit einer finanziellen Entlohnung natürlich auch fotografisch liefern muss. Letztlich habe ich zugesagt zu einem Preis, den ich vertretbar fand, dafür dass ich auf dem Gebiet noch keine Erfahrungen hatte. Wäre es schief gegangen, hätte ich letztlich darauf verwiesen, dass man dann halt etwas mehr Geld in die Hand hätte nehmen müssen.
Zunächst hatten wir ein kleines Test-Shooting einige Monate vor dem Hochzeitstag gemacht, um auch herauszufinden, ob fotografisch die Chemie stimmt. Er ist einigermaßen fotogen, bei ihr war es schon etwas kniffliger sie aus der Reserve zu locken.
Nun war der Hochzeitstag gekommen. Das Brautpaar spielte ganz gut mit und es kamen ein paar schöne Bilder dabei herum, aber die Gäste brachten mich teilweise innerlich immer wieder auf die Palme, wobei man sagen muss, dass Eltern, Geschwister und enge Freunde des Brautpaares ebenfalls sehr kooperativ waren. Die restlichen Gäste lehnten entweder zunächst ab und mussten regelrecht zum Foto überredet werden, weil sie sich nicht für fotogen hielten, oder sie machten untereinander Fotos mit ihren Handys und schrottigen Kompaktkameras.
Abgesehen von den teils anstrengenden Erwachsenen stellten aber dann auch die nervigen und verzogenen Kinder einen auf die Probe. Ich muss zugeben, dass mein Geduldsfaden bei verzogenen Kindern nicht sonderlich lang ist, aber in jener Situation dachte ich mir, dass ich meinen Zynismus lieber für mich behalte und beschloss für mich, dass wenn auch auf meine Hinweise nicht mal die Eltern dafür sorgen können, dass das Kind mal für ein paar Sekunden nicht eine Grimasse zieht oder in der Nase bohrt, dann ist das halt so und dann muss der Kunde mit solchen Bildern halt leben.
Irgendwann waren die Bilder im Kasten. Das Aussortieren gestaltete sich als relativ mühselig, weil ich merkte, dass mir emotional die Bilder nicht sonderlich viel bedeuten und ich das gerade nur mache, weil ich dafür bezahlt werde. Nachdem aber die finale Auswahl getroffen war und ein passender Look gefunden war, ging alles einigermaßen flott und das Paar erhielt die Fotos in digitaler Form (Ausdrucke waren mir zu viel Aufwand).
Fazit:
- die Erfahrung war für mich mehr wert als das Geld.
- die Gäste können teilweise sehr nervend und schwierig sein.
- es geht alles sehr schnell und man muss funktionieren, d.h. man muss die Technik kennen, aber man muss auch ein Gespür für einen fotografischen Moment haben. Wer nicht im Schlaf weiß, was man wo einstellt und warum oder warum sich gleich ein Bild ergeben wird, sollte es lieber lassen oder maximal als "Co-Fotograf" das Ganze begleiten.
Abschließend möchte ich noch hinzufügen, dass ich es wieder machen würde, zumal ich innerhalb der People-Fotografie auch nochmal deutlich an Erfahrung dazu gewonnen habe, allerdings würde ich es nicht mal ansatzweise mehr für das Geld von damals machen. Es muss schon deutlich ein Vielfaches davon sein, da der Stress und vor allem auch das Aussortieren und die Bearbeitung entsprechend entlohnt werden müssen und da ich nicht hauptberuflich Fotograf bin, es auch einfach nicht nötig habe, eine Hochzeit für einen für mich nicht akzeptablen Preis nochmals fotografisch zu begleiten.