Ich würde sagen, ob man ein guter Fotograf ist, liegt im Auge des Betrachters.
Neutral/Faktisch ist die Frage nicht zu beantworten.
Ich kenne einige Leute, die keinen Horizont gerade hinbekommen, wo auf Städteurlaubbildern Kotze oder Mülltonnen mit im Bild sind (Kommentar: "Nicht gemerkt, ach naja, egal, haha"),
Etwas OT, aber:
Keine 100% Sucherabdeckung?
Ich hatte das anfangs IMMER auf den Foodbildern: Der Rand der Untergrundplatte und der Boden daneben war zu sehen und ich ärgerte mich immer, weil ich das im Sucher nicht bemerkt hatte. Bis jemand sagte, die 5100 hat keine 100% Sucherabdeckung. Ab da habe ich immer im Liveview kontrolliert oder in alle Ecken des Suchers gelinst
ob noch irgendwo ungewollter Hintergrund zu sehen ist.
Ich glaube, ein guter Fotograf ist jemand, der seine Kamera blind bedienen kann und auch genau weiß, wie er sie so einsetzt, dass ein Bild nach seinem Geschmack rauskommt und der gleichermaßen ein gutes Auge für Motive, Lichtstimmungen und Bildgestaltung hat. Der aus einer einfachen Situation ein Bild machen kann, das man auch als Laie gern etwas länger betrachtet, weil es einem die Welt auf eine Art zeigt, die man vorher nicht so kannte/ wahrgenommen hat.
Schwierig wird das an den Grenzen zwischen Bildgestaltung, richtiger Tageszeit etc., und übertriebener Bearbeitung. Kürzlich sagte mir jemand, ein gutes Foodfoto wäre z.B. eines mit gesteigertem Kontrast und gesteigerter Sättigung, weil es das Lebensmittel übertriebener als in der Realität und damit interessanter/ appetitlicher etc. als in der Realität zeigte.
Ich fand das furchtbar, weil es bedeutet, dass man jedes Mal, wenn man z.B. ein Rezept aus einer Zeitschrift, Blog etc. nachkocht, automatisch vom Ergebnis enttäuscht wäre, weil das selbstgekochte Gericht zwangsläufig weniger gut/ lecker/ schön etc. aussieht als auf dem Foto.
Das gleiche kann man natürlich von Reise- und Landschaftsfotografie sagen.
Schlimm wird es mMn bei Portraits.
Wenn ich nur auf dem Foto gut aussehe, im Spiegel aber nicht, kann das einen Minderwertigkeitskomplex auslösen oder verstärken.
Ein gutes Foto sollte mMn genau zwischen Übertreibung und langweiligem Alltag liegen. Das kann durch Bildgestaltung und Bearbeitung, aber auch durch das richtige Tageslicht (bei Außenaufnahmen) oder eine nicht (ganz) gekünstelte Situation geschehen. Man muss dem Foto schon ein bisschen glauben können und sollte nicht enttäuscht werden, wenn man das Motiv real vor sich sieht.
Und ein guter Fotograf sollte natürlich wissen, wie er das hinbekommt und ein Gespür für "attraktiv/ interessant genug aber nicht zu übertrieben" entwickeln.
LG von
Frederica