Bei den heutigen sensorbestückten Kameras ist die sogenannte förderliche Blende zu berücksichtigen, danach/darüber machen sich Beugungsverluste bemerkbar, die sich letztlich kontraproduktiv auf die Bildqualität auswirken.
Beispiele wie folgt: Olympus Pen E-PL8 mit 16 MP = f/6,2 // Lumix GH-5 mit 20 MP = f/5,4 // Nikon D3400 mit 24 MP = f/6,4 // Nikon D850 mit 45 MP = f/7. Also Sensor in Verbindung mit draufgepackten MP sind für den Wert der förderlichen Blende mitbestimmend.
O je. Wenn man solchen Quatsch nur oft genug wiederholt, auch und gerade in sogenannten "Fachzeitschriften" wie z. B. ColorFoto, dann glauben's die Leute irgendwann ... und erzählen's weiter, so daß sich die nächste Hobbyfotografen-Generation ebenfalls das Hirn mit diesem Mist zukleistert.
Nein, es gibt keine "förderliche Blende" in dem oben beschriebenen Sinne, die vom Pixelabstand abhängig wäre. Das ist ein von Pseudo-Experten erfundener Mythos, der auf einem fundamentalen Mißverständnis über den Zusammenhang von Objektiv-Auflösung und Sensor-Auflösung basiert. Die oben genannten, angeblichen "Grenz-Blenden" ergeben Beugungs-Streuscheibchen (
Airy disks, benannt nach dem englischen Mathematiker und Astronomen George B. Airy), deren Durchmesser dem Pixelabstand des jeweiligen Sensors entsprechen. Das dumme daran ist nur, daß das in diesem Zusammenhang ohne jede Bedeutung ist. Ob diese Streuscheibchen kleiner, gleich groß oder größer sind als der Pixelabstand, ist vollkommen einerlei. Denn es gilt
immer, daß kleinere Streuscheibchen ein schärferes Bild ergeben als größere – gänzlich unabhängig vom Pixelabstand des Sensors.
Deshalb sind diese vom Pixelabstand abgeleiteten "förderlichen Blenden" der totale Mumpitz.
Den Begriff der förderlichen Blende gibt es natürlich wirklich, und zwar schon lange. Doch er ist anders definiert als heute blödsinnigerweise üblich. Es ist nämlich die Blende, die im Spannungsfeld zwischen Beugungsunschärfe und Tiefenschärfe den bildmäßig besten Kompromiß zwischen möglichst großer Schärfentiefe einerseits und möglichst hoher Maximalschärfe andererseits ergibt. Und diese ist – bei gegebenem Schärfekriterium ("maximal zulässiger Streukreisdurchmesser") – allein vom Aufnahmeformat abhängig. Weder die Korngröße des Filmmaterials noch der Pixelabstand des Sensors sind an dieser Stelle irgendwie maßgeblich – auch wenn uns eine ständig wachsende Schar närrischer Möchtegern-Fachleute das immer wieder einzureden versucht ... so als ob sich mit Einführung der Digitalfotografie die physikalischen Gesetze irgendwie verändert hätten.
Man sollte also, um allzu großen Schärfeverlusten durch Beugung aus dem Wege zu gehen, ganz allgemein beim Vierdrittel-Format möglichst nicht viel weiter als f/8 abblenden, bei APS-C-Format bis f/11, bei Kleinbildformat bis f/16, bei Mittelformat bis f/22 oder f/32 usw. Wieviele Megapixel der Sensor hat, spielt dabei gar keine Rolle. Natürlich sind das nur Richtwerte für einen sinnvollen Kompromiß. Wenn die Bildidee noch größere Schärfentiefe erfordert und beste Maximalschärfe weniger wichtig ist, dann darf man selbstverständlich auch noch weiter abblenden, davon geht die Welt nicht unter.