Adaptall System im 21. Jhdt?

Hallo!

Viele von Euch können sich sicher noch erinnern an das Adaptall-System von Tamron. Tamron brachte zu Analogzeiten Objektive auf den Markt, die mittels Adapter an alle gängigen Kameras angeschlossen werden konnten. Einige der Objektive waren sehr hochwertig verarbeitet und boten auch optische Leistungen, die den Originalobjektiven von Canon, Nikon,...um nichts nachstanden. Die Adapter waren teilweise mechanisch sehr aufwändig gestaltet, trotzdem war die Sache als Gesamtpaket leistbar. Ich habe selbst noch ein 2,8/300 von Tamron zuhause und auch ein 90er Macro, zwei Objektive, die durchaus an der DSLR eine gute Figur machen. Was die mechanische Ausführung der Tuben betrifft, sind sie vielen modernen Objektiven weit überlegen. Beim 90er dreht sich auch nach fast 30 Jahren die Einstellschnecke butterweich und spielfrei, ähnlich wie bei alten Leica Objektiven.

Daher hier meine Frage: wäre es möglich, dass man solche Objektive auch heute baut, bzw. auf den Markt bringt. Bei den meisten Objektiven erfolgt heute die Steuerung des AF bzw. der Blende elektronisch, da müsste sich doch ein Adapter realisieren lassen.
Meien Vision wären hochwertige Objektive, z.B. eben ein 2,8/300, 2.8/400, ein lichtstarkes Zoom,.....die von der Fassung her hochwertig ausgeführt sind und mit Adaptern für die gängigen DSLR bzw. EVIL-Systeme bestückt werden können.

Warum mir die Idee in den Sinn gekommen ist: ich habe von Nikon einige sehr hochwertige Teles herumliegen, kann diese zwar mit Adaptern an andere Systeme (z.B. Canon, mft, NEX) anschliessen. Diese Adapter sind aber reine Anschlussringe ohne jegliche Übertragung. D.h. ich muss auf alle tollen Features wie IS, AF, Blendenübertragung verzichten, wenn ich z.B. ein 2,8/300 an mft anschließe.

Würde sich hier jemand so ein Objektiv kaufen? Wo liegt der Grund, dass man solche Teile nicht mehr anbietet?

hatschepsut schrieb:

Wo liegt der Grund, dass man solche Teile nicht mehr anbietet?

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Ich tippe mal wegen der Lizenzgebühren für das jeweilige Mount und auch die ganze Elektronik und Programmierung dürfte aufweniger als wie damals sein.

hatschepsut schrieb:

Viele von Euch können sich sicher noch erinnern an das Adaptall-System von Tamron. Tamron brachte zu Analogzeiten Objektive auf den Markt, die mittels Adapter an alle gängigen Kameras angeschlossen werden konnten. Einige der Objektive waren sehr hochwertig verarbeitet und boten auch optische Leistungen, die den Originalobjektiven von Canon, Nikon,...um nichts nachstanden.

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Na ja, damaligen Testergebnissen zufolge waren die so überragend nicht.

hatschepsut schrieb:

Die Adapter waren teilweise mechanisch sehr aufwändig gestaltet, trotzdem war die Sache als Gesamtpaket leistbar.

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Tja, und das war der Haken an der Sache. Durch den Adapter waren die Tamron-Objektive deutlich teurer als andere Fremdobjektive, ohne dem normalen Nutzer einen Mehrwert zu bieten. Damals wie heute wurden Fremdobjektive in erster Linie über den Preis verkauft, und gerade bei den Objektiven der unteren Preislage schlug der Adapteraufpreis besonders durch. Preislich so gerade noch akzeptabel waren die Tamrons nur, wenn man alles von Tamron hatte und daher mit einem Adapter auskam (dafür war aber das Sortiment zu lückenhaft), wirklich sinnvoll waren die Tamrons für jemanden, der verschiedene Systeme nutzte und sie dadurch einheitlich mit Tamron-Bajonett ausrüsten konnte. Daher hatte das Tamron-Adapter-System auch nie große Bedeutung.

Ein weiterer Nachteil war, dass durch die identische Bauweise für alle Anschlüsse die Fokussierrichtung nicht allen Originalherstellern angepasst werden konnten (Nikon und Pentax fokusssieren andersrum als die anderen). Die besseren Fremdobjektive anderer Hersteller waren da angepasst.

Mal abgesehen von der Realisierbarkeit würden diese Argumente auch heute noch gelten.

rud schrieb:

Ich tippe mal wegen der Lizenzgebühren für das jeweilige Mount und auch die ganze Elektronik und Programmierung dürfte aufweniger als wie damals sein.

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Die Fremdhersteller zahlen heute auch keine Lizenzgebühren für die Anschlüsse, sondern basteln einfach nach. Das könnte ein solches Adaptersystem genau so. Der Aufwand wäre aber deutlich größer als damals und würde zu nicht marktfähigen Preisen führen.

Der Junge mit der Nikon schrieb:

Na ja, damaligen Testergebnissen zufolge waren die so überragend nicht.

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Schon mal damit fotografiert? Ich hatte ziemlich viel Tamrons, einige davon waren absolute Spitzenklasse. Das 2,5/180 z.B. aber auch das alte 90er Macro waren sehr gut. Daneben gab es Objektive, die kaum ein Hersteller damals im Programm hatte, z.B. ein 5,6/200-500 oder ein 2,8/28-105
Zum Angebot: schau mal rein: http://www.adaptall-2.org/ kein anderer Fremdhersteller hatte damals so ein umfangreiches Sortiment. Ich hab mir selber noch einige Tamron Objektive behalten, die auch sehr gut an der DSLR funktionieren.
Manchmal wünsche ich mir, dass es so ein Angebot auch heute gibt, z.B. ein 2,8/300, das mit Adapter an mehrere Kameras angeschlossen werden kann und auch wirklich funktioniert.

P.S: zum Thema Drehrichtung: hat heute wesentlich weniger Bedeutung als früher. Der Blendenring fällt in den meisten Fällen ohnehin weg, beim Fokussierring ist es auch nicht so wichtig (AF)

Die Adaptall-Lösung aus den 70ern war eine feine Sache und auch die Objektive konnten größtenteils überzeugen. Das ganze läßt sich aber nicht auf heute übertragen. Nein, es ist nicht zu komplex, die Marktsituation sieht ganz anders aus. Damals hat Adaptall zur Markenbindung an Tamron gedient. Es gab damals so um die 10-12 Bajonette, von denen keiner gewußt hat, was sich nun durchsetzen wird. Das hat funktioniert, Tamron hat den Käufern Sicherheit vermittelt, wenn man auf das falsche Pferd gesetzt hatte mit dem Body, konnte man die Linse problemlos 'mitnehmen' auf das neue System. So hat Tamron sich auf dem Markt der 3. Anbieter etabliert wie nur wenige andere Hersteller es geschafft haben.

Und wie ist es heute? Es gibt nur noch 5 gängige Bajonette. Die Objektive werden so konstruiert und gebaut, daß nur noch ein bajonettseitiges Modul für die jeweilige Marke von dem Objektivtyp montiert werden muß. Wird eine Inkompabilität bei einem Kameratyp festgestellt, wird darauf gezielt bei diesem nachgebessert. Solche Probleme gab es immer wieder und wird es immer wieder geben, sei es, daß die Kameras auf einmal (zusätzlichen) Kontrast-AF haben, sei es, daß die Antriebsart oder Ansteuerung geändert wird.
Von einer neuen Adaptall-Lösung würde der Kunde profitieren, das ist klar. Aber was hat Tamron (oder ein anderer Hersteller) davon, das heute erneut einzuführen? Die Gefahr für Tamron (oder Marke X) wäre immens, sich bei Problemen mit dem neuen Adaptall den Ruf bei allen Bajonettanschlüssen gleichzeitig zu versauen. Was hätte es für Tamron für einen Vorteil? Garkeinen! Die Adapter werden einzeln verkauft, die Objektive auch. Die Leute, die bei einem Systemwechsel die gleichen Objektive nochmal neu gekauft haben, fallen aus dem Kundenraster raus, weil sie ja kein anderes Objektiv mehr brauchen. Tamron tut besser daran, sich auf die Handvoll jetzt gängiger Bajonette zu konzentrieren und leider bietet Tamron jetzt nach Zeiss und Voigtländer keine neuen Objektiventwicklungen mehr für z.B. Pentax an, die bestehenden werden allerdings - anders als bei den deutschen Herstellern - weitergeführt.

Die Richtung ist klar, am liebsten würden die ganzen 3. Hersteller nur noch für 2-3 Bajonette produzieren, das gibt insgesamt höhere Stückzahlen und kein/kaum totes Kapital in 'falsch' produzierten Bajonetten, die nicht die angepeilten Stückzahlen erreichen.

Ich hatte mir damals die Nikon eines Freundes ausgeborgt und das Tamron mit Adapterring von nem anderen. Dann bekam ich das Objektiv vom Ring herunter, aber nicht den Ring vom Gehaeuse. Nach langem herumgemurkse und der Heidenangst, das Gehaeuse (eine damals sehr teure F2!) zu beschaedigen, schwor ich, kuenftig die Finger von Tamron Adaptalls zu lassen.

Jetzt, 30 Jahre spaeter war ich wieder in Versuchung, ein Tamron zu kaufen (70-300 VC) und es hat beim Rauftun im Laden ein wenig geklemmt, wobei das sicher meine Schuld war. Trotzdem hab ich reflexartig zum doppelt so teuren Sony G gegriffen.

Vielleicht sind mehrere Leute so ungeschickt wie ich und das auch ein Grund, warum es solche Universaladapter nicht mehr gibt.

also ich mag es, wenn die metallbajonette der objektive schwergängiger sind

(verwende immer noch das adaptall2 system neben viele anderen manuelle und autofokussierende nikkore an digital d300 und analog f90x, f2a)