Erste Erfahrungen mit HN-D200
Mittlerweile habe ich meinen Hähnel HN-D200 erhalten. Ich habe ihn günstig ohne Akku gekriegt und dafür ungefähr die Hälfte vom MB-D200 gezahlt.
Leider habe ich nicht den Direktvergleich zum Original, kann also den HN-D200 nur einzeln bewerten.
Die Montage war einfach. Das Einstecken des Akkufachdeckels in den HN-D200 (zur Aufbewahrung) ging problemlos, und dann ließ sich das ganze Teil festschrauben. Auch das Einlegen von 1 oder 2 Originalakkus bereitet keine Probleme; sie werden beide auf einen Schieber montiert, der dann seitlich eingeschoben wird. Alternativ kann man statt des Schiebers den (mitgelieferten) Halter für 6 Mignons einschieben; habe ich noch nicht ausprobiert.
Die Verarbeitung ist für den Preis okay. Leichten Anlaß zur Kritik bietet die Verbindung zwischen Kameraboden und Griff. Da die Verschraubung nur in der Mitte stattfindet und die Kunststoffoberfläche des HN-D200 zu biegsam ist, kann man den Griff an der Seite des Batteriewulstes etwa 1/2 mm bewegen, was auch komische knirschende Geräusche macht, vielleicht von den Kontaktstiften (nicht laut, aber in stiller Umgebung wahrnehmbar). An der Funktion, insbesondere am Kontakt, ändert das nichts. Es ist ein reiner Schönheitsfehler und fällt nur deshalb auf, weil der Rest der D200 so massiv gebaut ist.
Der Griff paßt sich gut ans Design der Kamera an, auch wenn die Farbe des schwarzen Kunststoffs ganz minimal anders ist als das lackierte Metall der D200. Die Griffläche ist ähnlich griffig gummiert wie der Griffwulst der Kamera. Was mir noch auffiel: Im Schlitzbereich des Drehrades, mit dem man den Griff festschraubt, kann man von vorn nach hinten durchschauen.
Auslöser und AF-On-Taste sind wie gewohnt zu benutzen. Die beiden Einstellräder des HN-D200 sind auch benutzbar, sind aber nicht so griffig wie die Originale am Kameragehäuse. Abgedichtet, so wie die Schalter am D200-Gehäuse, sind die Bedienelemente des HN-D200 natürlich auch nicht.
Für Stativeinsatz finde ich den HN-D200 eher hinderlich. Das heißt nicht, daß der HN-D200 nicht mit Stativ funktioniert; ein Metall-Stativgewinde ist durchaus vorhanden und nutzbar. Aber schon die montierte Adapterplatte (in meinem Fall die 200er von Manfrotto) ist dem Hochformatgriff im Weg (weshalb man sie nicht drauflassen kann, wenn man den Hochformatgriff öfter als solchen nutzt), und aufgrund der Plastikbauweise und der nicht fesenfest sitzenden Verbindung zur Kamera würde ich Stabilitätsnachteile erwarten.
Auch wenn Auslöser, 2 Einstellräder und AF-On-Taste (deren genaue Funktion man im Menü festlegen kann) vorhanden sind, vermisse ich im praktischen Einsatz doch andere Elemente in Finger-Reichweite - v. a. die 4-Richtungs-Wippe, die Mode-Taste und die Belichtungskorrektur. Die Bedienelemente am Griff beschränken sich also weitgehend auf das unmittelbare Abdrücken und die Momente kurz davor; für weitergehende Einstellungen muß man doch wieder umgreifen und die Kamera "normal" bedienen, was bei meiner Arbeitsweise sehr häufig passiert. (Das gilt natürlich für andere Hochformat-Griffe genauso und ist nicht speziell beim HN-D200 so. Ich wollte es nur erwähnen.)
Es gibt offenbar einen einzigen funktionellen Unterschied zum Nikon MB-D200 (von dem ich nur die pdf-Anleitung zum Vergleich habe): Der verwendete der beiden eingelegten Akkus wird manuell über einen Schiebeschalter gewählt. Im Menü "Akkudiagnose" wird daher auch nur dieser gewählte Akku angezeigt.
Ich halte das nicht für eine große Einschränkung.
Anders gelöst als beim Original ist auch das seitliche Einschieben der Akkus per Schieber, was vielleicht etwas länger dauert als das einzelne Einlegen der Akkus im MB-D200 (weil man die Akkus zuerst in den Schieber einrasten muß). Zu der von pixelmac erwähnten L-Winkel-Problematik kann ich mangels Erfahrung nichts sagen.
Fazit: Ich habe den Griff gekauft, um bei Einsätzen mit vielen Hochformaten (klassische Portrait-Sessions) eine Entlastung meines rechten Ellenbogens zu haben. Diesen Zweck erfüllt der Griff voll und ganz, und zwar zu einem sehr günstigen Preis. Dauerhaft an der Kamera lassen werde ich ihn nicht, da er das ohnehin stattliche Gesamtgewicht der D200 unnötig erhöht und besonders bei Stativaufnahmen eher von Nachteil wäre.
Inwieweit diese Einschätzung auch für den MB-D200 zutrifft, oder ob dieser (für den doppelten Preis) noch etwas besser ist, sollen MB-D200-Besitzer hinzufügen. Auf jeden Fall finde ich erfreulich, daß Gelegenheitsnutzer wie ich nun eine preiswerte Alternative haben.